Wenn Architektur zur Sprache kommt | Workshop auf der Museumsinsel Hombroich

Studierende der Mastervertiefung Strategien des Entwerfens und Konstruierens verbrachten gemeinsam mit Professor Andreas Denk ein Wochenende auf der Raketenstation der Museumsinsel Hombroich. Der alljährliche Workshop fand im Rahmen des Moduls „Architektur formulieren“ statt. So wie die gesamte Mastervertiefung einen hohen theoretischen Anspruch hat, ging es auch in Hombroich um den kritischen Umgang mit verschiedenen Formen des Schreibens und Sprechens über Architektur. In der ruhigen Atmosphäre des „Klosters“ von Erwin Heerich wurde drei Tage lang gemeinsam diskutiert, geschrieben und den Vorträgen der Dozenten gelauscht. Begleitet wurde die Gruppe von Daniel Hubert und Kay von Keitz.

Ausschnitt einer Backsteinfassade auf der Museumsinsel Hombroich

Der erste Tag begann mit einem gemeinsamen Spaziergang über das weitläufige Gelände der Museumsinsel. Die Pavillons des Architekten Erwin Heerich und die zahlreichen Skulpturen im Parkgelände vermitteln einen besonderen Eindruck des komplexen Zusammenspiels von Architektur, Kunst und Natur. Der einsetzende Nieselregen und das diffuse Licht an diesem Spätnachmittag taten ihr Übriges, um die einzigartige Stimmung des Ortes erlebbar zu machen.
Im Anschluss an den Spaziergang und ein gemeinsames Essen im Café des Museumsgeländes begaben sich die Studierenden in kleineren Gruppen in die einzelnen Pavillons. Hier galt es, die Atmosphäre des umbauten Raumes auf sich wirken zu lassen. Besonders spannend war bei den Beobachtungen die in den frühen Abendstunden einsetzende Dämmerung und ihr Einfluss auf die Stimmung am Ort.
Nach einem gemeinsamen Abendessen im „Kloster“ hörten die Studierenden einen Vortrag der Dozenten, der das schon früher am Tag erlebte Verhältnis von Architektur und Natur zum Thema hatte.

Blick auf einen Turm auf der Raketenstation der Museumsinsel Hombroich
Am nächsten Tag begingen die Studierenden in kleinen Gruppen das ehemalige Militärgelände der Raketenstation, um ein geeignetes Grundstück für ein kleines Entwurfsprojekt zu finden. Bei allen Diskussionen und Entscheidungen sollte hierbei auf das geschriebene und gesprochene Wort verzichtet werden. Schweigend verständigte man sich mit Hilfe von Gestik und schnellen Skizzen, um im Anschluss „ohne Worte“ gemeinsam ein kleines Gebäude zu entwickeln.
In den Abendstunden wurden die Projekte den Dozenten, zu denen sich am Nachmittag auch Professor Paul Böhm und Heike Böhm gesellten, die Ergebnisse des Experiments vorgestellt. Es ging dabei nicht primär um den architektonischen Anspruch der Kurzentwürfe, sondern vor allem um die Erkenntnisse im „stillen Entwurfsprozess“ und die hierbei neu kennen gelernte Herangehensweise an das Formulieren von Architektur.

Ziegelfassade und Eingangstür einer begehbaren Skluptur Erwin Heerichs auf der Museumsinsel Hombroich

Der letzte Tag des Workshops bezog sich zurück auf die Eindrücke, die die Studierenden zwei Tage zuvor in den einzelnen Pavillons gewonnen hatten. Es galt, die subjektiv wahrgenommene Atmosphäre schriftlich festzuhalten. Nach einigen Stunden konzentrierter und intensiver Einzelarbeit wurden die Texte in der Gruppe vorgetragen und diskutiert. In der ruhigen Arbeitsatmosphäre im Gemeinschaftsraum des Klosters waren im Laufe des Tages facettenreiche Ergebnisse entstanden, die die Stimmung in Heerichs begehbaren Skulpturen auf unterschiedlichste Arten beschrieben.

Blick auf einen Ausschnitt des Archivgebäudes auf der Raketenstation der Museumsinsel Hombroich

Nach drei intensiven und konzentrierten Workshoptagen machte sich die Gruppe zurück auf den Weg nach Köln. Sowohl die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen, als auch die einzigartige und ruhige Umgebung der Raketenstation und des Klosters hinterließen bei allen einen bleibenden Eindruck.

Fotos: Gerit Godlewsky