Tagung ‚Identität und Gemeinwohl‘ | Nachbericht

Tagung ‚Identität und Gemeinwohl‘ – Baubestand als Ressource für Kultur und Bildung
26.10.2023

Die nunmehr 13. Jahrestagung der Fachgruppe Städtebauliche Denkmalpflege fand in diesem Jahr erstmals in Köln an der Fakultät für Architektur der TH Köln statt. Das Thema „Baubestand als Ressource für Kultur und Bildung“ griff die aktuellen Debatten um den Umgang mit den Beständen der öffentlichen Hand auf und bezog die Diskussionen um den geplanten Abbruch des IWZ und die Neuentwicklung des Campus Deutz der TH Köln mit ein. Denn auch am IWZ wird das Spannungsfeld der Auseinandersetzungen und gesellschaftlichen Anforderungen an Kultur- und Bildungseinrichtungen ablesbar: neben energetischen Standards geht es um Ausstattungen und Gebrauchsqualitäten, die für eine Zukunftsfähigkeit der Gebäude und Anlagen zugrunde gelegt werden. Eine Weiterentwicklung oder Ertüchtigung des Bestandes wird vielfach nicht in Betracht gezogen, da dies in der Regel als zu kostenintensiv und risikoreich erachtet wird.

Ziele der avisierten Klimaneutralität und des nachhaltigen Wirtschaftens stehen nicht im Einklang mit dieser Praxis des Gebäudemanagements der öffentlichen Hand. Hinzu kommt die gesellschaftliche und stadträumliche Bedeutung dieser besonderen Bausubstanz, die mit einem hohen Identifikationswert Quartiere und Innenstädte prägt. Daher stellte die Tagung mit rd. 100 Teilnehmenden diese Fragen in den Mittelpunkt der Diskussionen um Ressourcenschutz und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung: Welche Rolle spielen der Bestand der öffentlichen Bauten für Kultur und Bildung für die Identität und das Gemeinwohl? Worin liegen die zentralen Chancen für eine qualitätsvolle Weiterentwicklung? Welche neuen Nutzungen lassen sich mit dem Bestand verknüpfen? Sind die ökonomischen Vorteile von Abriss und Neubau bezogen auf Lebenszyklus und langfristiger Nutzung tatsächlich so hoch? Was ziehen wir in die Berechnungen mit ein – und was nicht? Wie lässt sich der baukulturelle Wert und gesellschaftlichen Funktionen in der Beurteilung und im Umgang abbilden? Wer sind die Akteure für das Weiterdenken der Bestände? Und wo und wie gelingt es schon?

Nach der Keynote von Prof. Dr. Florian Hertweck von der Uni Luxemburg zum „(Um)bauen in der Reparaturgesellschaft“ folgten am Vormittag Tischgespräche, die das Themenfeld aus fünf unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten: Neben den Nutzungen Kultur und Bildung wurden die Aspekte Identität, Initiative und Energie mittels Impulsvorträgen in kleinen Diskussionsrunden beleuchtet und diskutiert. Am Nachmittag wurden diese Themenfelder in fünf Vorträgen im Plenum aufgegriffen, in denen anhand von Praxisbeispielen Spezifika, Chancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren aufgezeigt wurden. Denn es gibt bereits gute Beispiele eines Um- und Weiterbauens von Kultur- und Bildungseinrichtungen – mit hoher Identität und für das Gemeinwohl.

Eine Veröffentlichung, die auf dem Themenfeld der Tagung aufbaut, ist in Planung.

Text: Yasemin Utku
Fotos: Uwe Grützner