Projekt „home / office“ in Keldung in der Eifel

Studentischer Entwurf und Wettbewerb im Bachelor im Winter 2020/21

Im Wintersemester 2020/21 bearbeiteten 20 Studierende im Rahmen des Projektentwurfs im fünften Semester des Bachelorstudiengangs bei der Professur für Architekturgeschichte und Entwerfen (Prof. Dr. Lohmann) ein Projekt im Bestand im ländlichen Raum. Auf Anregung der ehemaligen Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Sabrina Geiermann beschäftigten sich die Studierenden mit einem stillgelegten dreiseitig bebauten Bauernhof in Keldung in der Südeifel.

(Abb. 1 Der Hof Koslowski in Keldung (Foto: S. Geiermann))

Der Ort Keldung ist der geografisch nächstgelegene Ort an der Burg Eltz, einer überregional bedeutenden touristischen Attraktion. Keldungs Häuser sind fast ausschließlich privat zu Wohnzwecken genutzt. Der Hof teilt somit in gewisser Weise das typische Schicksal solcher Eifelhöfe, da die jüngeren Generationen sehr selten die landwirtschaftlichen Betriebe der Familien übernehmen, sondern oft die alten Orte verlassen. In der Folge werden die Höfe veräußert, umgenutzt oder aufgeteilt.

Die Studierenden widmeten sich daher im Projekt „home/office“ einer Umnutzung und Ergänzung als Herberge für touristische oder Arbeitsaufenthalte von unterschiedlicher Dauer. Sie nutzten dabei das große Potenzial der Region mit ihrer landschaftlichen Schönheit und den touristischen Attraktionen einerseits, sowie andererseits dem Bedürfnis nach Ruhe und Abgeschiedenheit für Freizeit und auch Arbeit.

In der ersten Phase des Projektes analysierten die Studierenden den Ort und den baulichen Bestand, unter Einbezug von Archivquellen, einer Baudokumentation und einem Aufmaß, das mit Hilfe eines 3D-Laserscanners erstellt wurde.

(Abb. 2 – Eine Gruppe Studierender mit Sabrina Geiermann beim 3D-Scan (Foto: D.Lohmann))

Aufbauend auf die Kenntnis des Objektes entwickelten sie dann Nutzungs- und Entwurfskonzepte mit respektvollem Umgang mit dem schützenswerten (aber nicht denkmalgeschützten) Bestand, und gestalteten Eingriffe und Ergänzungen, um den entwerferischen Dialog von Alt und Neu zu üben.

Zwanzig sehr unterschiedliche Ansätze entstanden dabei, mit vielfältigen, manchmal überraschenderen oder realistischeren Ideen, alle mit großer Sensibilität dem Bestand gegenüber. Schon während des Projektes entschied sich die Eigentümerfamilie Koslowski und Tochter Sabrina Geiermann, unter den Teilnehmern einen kleinen privaten Wettbewerb auszuloben, der die Studierenden noch stärker motivierte.

Im Frühjahr wählte die Familie unter den Teilnehmern zwei Arbeiten aus, die gleichermaßen mit 150€ Preisgeld prämiert wurden. Sie begründete diese Wahl folgendermaßen: „Die Arbeit von Frau Julia Ingalewski zeigt uns eine gute Lösung, um das alte Wohnhaus mit dem neuen Anbau zu verbinden. Dadurch dass Sie an dieser doch düsteren Ecke eine „Glasfuge“ um Alt und Neu zu verbinden gesetzt hat, hat sie gleichzeitig diesen dunklen Ort aufgehellt und damit aufgewertet. Es ist vorstellbar, dass wir diese Idee in einer minimierten Art bei der Gestaltung des Obergeschosses aufgreifen.

(Abb. 3+4 Der Entwurf ‚Zwischen den Dächern‘ von Julia Ignalewski)

Der Entwurf von Frau Lisa-Marie Huentemann hat gleichermaßen unser Interesse geweckt. Ihre Planung zeigt uns, dass es viele Möglichkeiten gibt, das Ensemble zu nutzen. Nach Ihrer und der Vorstellung vieler anderen würde es eine Beherbergung für einzelne Personen und auch für Gruppen geben. Besonders die Idee, einer Schulklasse die Möglichkeit zu geben, den Bauernhof als außerschulischen Erlebnisraum zur Verfügung zu stellen, hat uns dabei sehr gefallen.“

(Abb. 5+6 Das Projekt von Lisa-Marie Hüntemann)

Wir gratulieren von Herzen! Gleichfalls bedanken wir uns bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die engagierte Mitarbeit und die vielen guten Ideen. Im Rahmen der anstehenden 900-Jahr-Feier des Ortes Keldung wird derzeit über ein Wiedersehen und eine öffentliche Präsentation der Arbeiten nachgedacht.

Die Lehrenden des Projektes, Prof. Dr. Lohmann und Dipl.-Ing Rentrop-Yen bedanken sich bei Familie Geiermann für die großartige Gastfreundschaft, die offenen Türen, und die großzügige Förderung unserer jungen Talente, und damit die Stärkung des „Bauens im Bestand“.

Text: Daniel Lohmann