Positionen japanischer Architektur: Hiroshi Nakao

Über die Vieldeutigkeit des Wortes Raum und den Umgang seiner Arbeiten mit diesem sprach am zehnten Dezember Hiroshi Nakao im Rahmen des architectural tuesday und stellte damit eine weitere Position japanischer Architektur in der Reihe vor.

Der Einstieg ins Thema führte über die Treppeninstallation „Monash Steps/Stawell Steps“ in Melbourne, Australien. Die architektonisch, skulpturale Installation aus regionalem Ziegelstein entstand 2012 in Zusammenarbeit mit 20 Architekturstudenten der Monash Universität. Zunächst als Prototyp im Ian Potter Sculpture Court der Monash University Museum of Art (MUMA) ausgestellt und später an der Küste des Cato Park Sees in Stawell realisiert, bildet „Steps“ eine Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst, Stadtgestaltung und Performance. Durch zahlreiche Vor- und Rücksprünge, Stufen und Flächen entsteht ein öffentlicher Raum zum pausieren, reden, fischen oder performen. Die übergeordnete Funktion als Hochwasserüberlauf scheint dabei nebensächlich zu werden. Entworfen als Bühne für zukünftige Handlungen, erinnert „Steps“ zudem an ein Relikt aus vergangener Zeit. Die wie ausgespült wirkende Grenze zwischen Wasser und Land ist weder Architektur noch Landschaft. Die Komplexität jedoch besteht aus dem zugleich materiellen und immateriellen Zustand der Arbeit. Es ist Objekt und Raum, Medium und Leere. „Steps“ spiegelt den Rhythmus der menschlichen Bewegung wider. Durch den Akt des Betretens unterstreicht es die eigenen Erfahrungen der Materialität, Impuls und Wiederklang.

Die Wahrnehmung von Raum wird so zum zentralen Thema der Arbeit.

Dass die Raumvorstellung abhängig von ihrer Begrifflichkeit ist und wie das Projekt „Steps“ eine Symbiose aller darstellt , erklärte Nakao im Anschluss anhand eines Diagramms.

Unterteilt in drei Felder für „Space“, „Raum“ und „Ma“ ordnete Nakao diesen jeweils eine Tätigkeit zu, die das Wesen seiner Arbeit widerspiegelt.

Das englische Wort „Space“ beschreibt den Raum oder die Form, die allgegenwärtig vorhanden ist und durch die Arbeit des „Miner“ einen Rahmen erhält. Das deutsche Wort „Raum“ stellt im Bezug dazu die Masse dar, die übersetzt mit dem Medium Wasser für den „Swimmer“ erfahrbar wird.

Die dritte Tätigkeit ist die des „Gardener“, der als Bewohner seines eigenen Körperraums, so die mögliche Übersetzung des japanischen Begriffs „Ma“, durch Interaktion und Bewegung das Medium Zeit hinzuzieht.Durch die Symbiose der beschriebenen Teilaspekte wird „Steps“ zu einer raumdefinierenden Arbeit.; der Architekt zu einem Bergbauer, Schwimmer und Gärtner der im „Space“ einen Raum abgrenzt und diesen physisch erfahrbar werden lässt.

Die letzte Position japanischer Architektur in diesem Jahr zeigte eine Arbeit, die sowohl als autonomes Kunstwerk als auch im Kontext japanischer Architektur verstanden werden kann.

Den nächsten Vortrag hören wir am 28. Januar. Dann ist Riken Yamamoto zu Gast beim architectural tuesday. Beginn ist um 19 Uhr.

Text: Anna-Laura Oldenburg
Fotos: Hiroshi Nakao, Eva Westerfeld