Wien Exkursion 2015 | Nachbericht

Vom 11.- 14.10. 2015 nahmen 12 Studierende des Instituts für Energieeffiziente Architektur der TH-Köln unter der Leitung von Prof. Eva-Maria Pape an einer Exkursion nach Wien teil. Prof. i.R. Rudolf Schönwald organisierte das Programm, führte die Gruppe quer durch seine Heimatstadt, erläuterte die Besonderheiten des geförderten und Genossenschaftswohnungsbau und ermöglichte Zutritte zu vielen Juwelen der Wiener Architektur.

 

Sonntag, 11.10.2015

Nach der Ankunft am Wiener Flughafen und dem Einchecken im Hostel machte sich unsere Exkursionsgruppe auf zu einer ersten nachmittäglichen Erkundungsrunde. Wir spazierten den Donaukanal entlang und besuchten das Hundertwasser Haus. Anschließend schlugen wir den Bogen zurück Richtung Wien Mitte um in der großen Einkaufsgalerie an der Invalidenstraße unseren Hunger zu stillen.

Montag, 12.10.2015

Am Montag führte uns Herr Bolivar von BUSarchitektur über den von ihnen geplanten Campus der Wirtschaftsuniversität. Das Konzept des Masterplans des Campus wurde uns anhand einer Live-Skizze erklärt. Die Idee des Masterplans war, einen verbindenden Außenraum zu schaffen und somit trotz unterschiedlicher Baufelder und verschiedenen Architekturen eine Gesamtkomposition zu erhalten.

Anschließend folgte ein Rundgang über das Gelände und seine einzelnen Bauten. Die Gebäude wurden von verschiedenen hochrangigen Architekturbüros weltweit entworfen. Das Zentrum der Anlage bilden Bibliothek und Lernzentrum von Zaha Hadid. BUSarchitektur haben, neben dem Masterplan auch das multifunktionale Hörsaalzentrum inklusive Mensa entwickelt. Weitere Gebäude stammen von NO.MAD, Carme Pinós, Hitoshi Abe, CRABstudio und Holzer Kobler.

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Mittagessen gab es in der Mensa des Campus.
Zum Essen kann man nur sagen: TH-Köln nimm dir das doch mal zum Vorbild!

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Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Stadlau wo wir uns Wohnungsbauten von Hermann Czech sowie Wiens Musterprojekt zum Thema ökologisch-sozialem Wohnungsbau: ein Projekt von ARTEC Architekten, in dem als besonderes Augenmerk ein „vertikaler Garten“ mit der Erschließungszone kombiniert wurde.

 

Zum Abschluss des Tages stand ein Besuch des Wohn-Quartiers „Oase 22“ auf dem Programm. Hierbei handelt es sich um ein gemischtes Wohnquartier, wo junge Familien, Alleinstehende aber auch Senioren ein gemeinsames Zusammenleben mitgestalten sollen! Ein Weg auf den Dächern der Gebäude führt über den gesamten Gebäudeblock.

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Dienstag, 13.10.2015

Der Tag begann um 8.30 Uhr an der U- Bahnstation am Keplerplatz. Von dort aus ging es zu Fuß zum Bildungscampus Sonnwendviertel von dem Wiener Architekturbüro PPAG wo wir unter der Leitung von Georg Poduschka (Architekturbüro PPAG) eine interessante Führung durch den 12.960m² großen Bildungscampus mit Kindergarten, Volksschule und Gymnasium erfahren durften. Nach der Campusbesichtigung ging es weiter zu der benachbarten Wohnbausiedlung in einem ganz neu entstandenes Stadtquartier beim Hauptbahnhof. Dort konnten wir unter anderem einen geförderten Wohnungsbau von dem Aachner Architekturbüro kadawittfeld besichtigen.

Danach ging es zu dem ehemaligen Nordbahnhofgelände, einem der größten innerstädtischen Entwicklungsgebiete Wiens, wo wir nach einer kurzen Mittagspause im Café pAn’s eine Führung durch das geförderte Wohnhaus „Wohnen mit scharf“ von SUPERBLOCK Arch. bekamen. Hintergrund des 2010 ausgeschriebenen Bauträgerwettbewerbs war, vor allem interkulturelles Wohnen zu fördern und durch die niedrigen Eigenmittelkosten den Einzug junger Menschen zu begünstigen.

Abgeschlossen wurde die Besichtigung auf der gemeinschaftlichen Dachterrasse, wo wir einen Panoramablick auf Wien mit all seiner Sehenswürdigkeiten genießen konnten.

Als nächstes Ziel stand ein Besuch der Donau-City an. Hier besichtigten wir nicht nur die  katholischen Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“ (Kirche Donau City) von dem Wiener Architekten Heinz Tesar, sondern genossen auch den Ausblick über Wien von der Aussichtsplattform aus dem 58. Stockwerk des DC Tower 1. Der von Dominique Perrault entworfene DC Tower ist mit seinen 250m nicht nur das höchste Bürogebäude Österreichs, sondern ist auch ein faszinierendes, modernes Wahrzeichen der Stadt Wien. Er ist als einer der ersten österreichischen Bürotürme der nach den Energie- und Nachhaltigkeitserfordernissen für ein „Green Building“ der EU-Kommission errichtet und ausgestattet wurde. Somit kombiniert der DC Tower architektonische Ästhetik mit modernster „grüner“ Bauweise und Funktionalität.

Eine weitere Führung und Besichtigung von geförderten Mietwohnungen und Reihenhäusern (Terrassenhaus des Wiener Architekten Walter Stelzhammer) wurde uns in Jedlersdorf unter der Leitung von David Baum ermöglicht.

In dem 300 m langem „Anger“ befinden sich 70 Reihenhäuser (ca. 138m²) mit Südausrichtung in drei Zeilen und ein Terrassenhaus mit 172 Wohnungen.

Auf zwei Geschossen (Reihenhäuser) werden auf großer Trakttiefe (ca.20m) vier bis fünf Zimmer mit eingeschnittenen, zweigeschossigen glasüberdachten Licht- und Luftatrien generiert. Dank der Möglichkeit, den Innenraum eines der Reihenhäuser zu besichtigen, konnten wir uns hier sogar persönlich einen Raumeindruck verschaffen. Durch die Anordnung der Reihenhauszeilen mit einer geringe Höhe im Süden und der Terrassierung des dahinter liegenden Baukörpers entsteht nicht nur eine gemeinschaftliche Erholungszone, sondern es wird für sämtliche Wohnungen auf dem Grundstück eine optimale Südausrichtung gewährleistet.

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Nach dieser Besichtigung führen wir gemeinsam in den Stadtpark um uns das Gebäude des Steirereck- Restaurants anzusehen. Das Wiener Architekturbüro PPAG baute 2014 die denkmalgeschützte Meierei in mitten des zentral gelegenen Stadtparkes um und vergrößerte sie. Die Aluminium-Paneele an der Fassade des Restaurants spiegeln sanft die Umgebung und das Blau des Himmels wieder. Gemeinsam ließen wir den Abend in einem nahegelegenen alten Wiener Café am Heumarkt ausklingen.

Mittwoch, 13.10.2015

Der Mittwoch begann an einem verregneten Morgen mit einem Spaziergang in der Innenstadt Wiens. Auf unserem Weg konnten wir neben den historischen Bauwerken aus der Kaiserzeit (Wiener Hofburg, spanische Hofreitschule) auch das berühmte Looshaus aus dem Jahr 1909 besuchen, das sich erstmals vom zur Jahrhundertwende gängigen Historismus abwandte. Es gilt als eines der ersten und bedeutendsten Gebäude, die dem Stil der Moderne zuzuordnen sind. Im weiteren Verlauf des Spaziergangs war auch ein kurzer Besuch im alteingesessenen Café Demel dessen Interieur im Stil des Neo-Rokoko mit Mahagoniholz und Spiegeln von 1888 original erhalten ist. Als nächstes folgte ein Besuch in der Postsparkasse Otto Wagners, einem der berühmtesten Jugendstilgebäude Wiens. Um auch der Kaiserzeit und den damaligen Prunkbauten Zeit zum Wirken zu geben, gehörte ein Rundgang in der Nationalbibliothek zum weiteren Tagesprogramm, dem jedoch bald ein Termin zur Besichtigung von weiteren Wohnbauten folgte: „Interkulturelles Wohnen“ von Froetscher Lichtenwagner Architekten ist auf einem Stahlskelett aufgebaut, das auch in der Zukunft unproblematisch Umbaumaßnahmen zulässt. Der geförderte Wohnbau auf dem ehemaligen Gelände des Nordbahnhofs bietet hochwertigen Wohnbau zu günstigen Preisen mit ansprechender Architektur.

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Das Projekt „VinziRast“ beschäftigt sich mit der Wiedereingliederung und Versorgung Obdachloser. Dort leben und arbeiten Studierende mit Obdachlosen in Wohngemeinschaften. Unser Mittagessen nahmen wir in der dazugehörigen Gastronomie ein, deren Einnahmen an die zugehörige Stiftung gehen. Anschließend wurde uns der Wohnungsbau „Bremer Stadtmusikanten“ von Architektin Bettina Götz vorgestellt. Am Abend folgte noch ein Besuch am Karl-Marx-Hof. Dieser ist vier Straßenbahnhaltestellen (ungefähr 1.100 m) lang und ist damit der längste zusammenhängende Wohnungsbau der Welt. Den gemütlichen Ausklang fand der Tag gemeinsam beim Heurigen im Feuerwehrwagner.

Donnerstag, 14.10.2015

An diesem Tag stand die Besichtigung des Prater und dem Gelände des Freizeitparks an.  Danach besichtigen wir das beeindruckende Restaurant “Sofitel“ im 2. Bezirk. Das von dem Architekten Jean Nouvel erschaffene Restaurant beeindruckt vom Interieur, sowie durch den faszinierten Blick über Wien. Gegen 20 Uhr machten uns auf den Weg zum Flughafen.

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Text: Clara Brenner
Fotos: Prof. Eva-Maria Pape