architectural tuesday| Mika Cimolini

Wie ihr Büro als internationales Netzwerk funktioniert und wie sie die Tradition der slowenischen Architektur auf ganz eigene Weise abstrahiert und neuinterpretiert, erläuterte uns Mika Cimolini vom Büro elastik architecture. Am 16. Dezember hielt sie an der Architekturfakultät einen Vortrag unter dem Titel „critical geometry“.

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Nach einem Masterstudium am Berlage Institut in Amsterdam gründete Cimolini im Jahr 2004 gemeinsam mit Igor Kebel ihr Büro mit Sitz in Amsterdam und Ljubljana. Nachdem es ihren Partner nach Australien zog, sahen sie sich der spannenden Herausforderung gegenüber, einen interkontinental funktionierenden Informationsaustausch zu entwickeln, der es ihnen möglich machte, ihre Projekte weiterhin gemeinsam zu realisieren. Als Medium dienen den Architekten dreidimensionale Computermodelle, die während des gemeinsamen Entwerfens ständiger Modifikation und Weiterentwicklung unterworfen sind. Entgegen der gängigen Lehre an der Architekturfakultät Köln gab die Referentin preis, während des Entwurfsprozesses nur selten einen Stift zur Hand zu nehmen.

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Mika Cimolini beschrieb ihr architektonisches Schaffen in ihrem Vortrag selbst als „kritische Geometrie“. So erläuterte sie, dass sie und ihr Partner beim Entwerfen eines Bauwerks sechs Parameter stets genau untersuchen und nicht selten auch kritisch hinterfragen: das erforderliche Raumprogramm, die Anforderungen der Nutzer, die Wirtschaftlichkeit des Projektes, die Anforderungen des Ortes, die Struktur des Bauwerks und die moderne Technologie. Diese Prämissen nie außer Acht lassend, ist ihnen in ihrer Arbeit die Tradition Sloweniens und des jeweiligen Bauortes wichtig, während sie ihren Werken gleichzeitig auch eine gewisse Dynamik zugrunde legen.

Zu einem der bekanntesten Projekte von elastik architecture zählt der Umbau des Bellevue Hotels in Amsterdam. Die ursprünglich aus fünf einzelnen Gebäuden bestehende historische Baustruktur wurde 2009 von den slowenischen Architekten modernisiert. Da das Erzeugen eines, wie Cimolini es selbst nennt, „niederländischen Erlebnisses“ in diesem Gebäude zum wichtigsten Thema werden sollte, wählten sie die lokale Landschaft als Leitbild. Dieses findet sich, in die Elemente Gras, Sand und Wasser gegliedert, in abstrahierter Form in den einzelnen Räumen des Hotels wieder. Ein besonderes Einrichtungssystem macht es möglich, hierbei auf Möbelstücke fast komplett zu verzichten und die Räumlichkeiten durch sogenannte „vertikale Landschaften“ in den Lichtschächten zu akzentuieren.

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Im Jahr 2013 modernisierten sie ein weiteres Hotel; dieses Mal in der Umgebung eines traditionsreichen slowenischen Dorfes. Auch hier war die Identität des Landes wieder von besonderer Bedeutung und wurde durch die Abstraktion unterschiedlicher Landschaftsbilder in Architektur übersetzt. Außerdem, so Cimolini, lag ihnen hier die slowenische Handwerkskunst besonders am Herzen. Dahingehend betonte sie, dass sie den immer währenden Fortschritt des Handwerks und der Industrie als maßgebenden Aspekt in der modernen Architektur auffasst. Nachdem zuvor der ein oder andere Zuhörer stutzig wurde, als sie die Architektur als eine Art industrielles Produkt beschrieb, wurde ihr Standpunkt hier deutlicher.

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Am 13. Januar geht es weiter mit dem architectural tuesday – Slowenien. Dann dürfen wir als letzte Referentin dieser Reihe Špela Videčnik an der Architekturfakultät Köln begrüßen.

Text: Eva Westerfeld
Bild: Yvonne Klasen