architectural tuesday | Peter Haimerl | Nachbericht

Am 04.06.2019 durften wir unseren Gast aus Bayern, Peter Haimerl, an der Fakultät für Architektur begrüßen. Unter dem Titel ‚Remote Working Spaces und fliegende Schlachthäuser‚ sprach er zum Vortragsthema UMBAU.

Prof. Andreas Denk begrüßte den angereisten Gast herzlich und stellte ihn anschließend kurz vor. Als realisierender Architekt ist Haimerl mit eigenem Büro seit 1991 in München tätig. In seinem Büro entstehen Konzepte, in denen Architektur mit Bereichen wie Computer-Programmierung, Soziologie, Wirtschaft, Politik oder Kunst fusioniert. Peter Haimerl widmet sich aktuell verstärkt dem Thema ‚Bauen im Bestand‘.

Zu Beginn seines Vortrags erörterte Haimerl das Wort ,bauen’, welches ein sehr vielfältiges Wort sei, das allein durch das Ändern der Anfangsbuchstaben eine komplett unterschiedliche Bedeutung erhalte (z.B. Anbauen, Umbauen, Ausbauen etc.)

Anschließend stellte Haimerl einige seiner Projekte vor, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit der Thematik ,Umbau’ auseinandersetzen.

Eines seiner Projekte, welches Haimerl vorstellte, befindet sich im Münchner Stadtteil Alt-Riem und trägt den Titel ,Verweile doch!’. 20 Jahre lang stand das Haus des ,Schusterbauers’ leer. Dann kaufte es ein Immobilienentwickler und beauftragte den Architekten Haimerl damit, die alte Bausubstanz wieder bewohnbar zu machen.

Ursprünglicher Zustand des Gebäudes

Das Haus wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und unter Haimerls Leitung wurden zwei Wohnungen für das Gebäude geplant. Hierbei ging es vor allem um einen adäquaten Umgang mit dem ,Alten’ und so erschafft Haimerl ein Zusammenspiel, in dem Alt und Neu regelrecht ineinandergreifen.

Gebäude nach der Fertigstellung
Zusammenspiel aus Alt und Neu
Das Badezimmer

Ein weiteres Projekt, welches Haimerl vorstellte, ist das Konzerthaus Blaibach, welches den Titel ,145’ trägt. 145 stehe für 145 Cents, die an die 1,45 Euro Sonderbriefmarke erinnern sollen, dessen Motiv das Konzerthaus ist. 

Konzerthaus Blaibach Briefmarke

Der Ortskern von Blaibach, der rund 2000 Einwohner zählenden Gemeinde, war vor Beginn der Umbauten von Leerständen geprägt. Seit rund zwei Jahrzehnten wird der Ortskern mit Hilfe der Städtebauförderung saniert. Das Modellvorhaben gab den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich an diesem Prozess intensiv zu beteiligen. Haimerl wurde beauftragt unterschiedliche Gebäude innerhalb des Ortes umzubauen, um den Ort einen wiederbelebenden Charakter zu geben.

Das Konzerthaus, ein Solitär aus Beton, wurde 2014 fertiggestellt und orientiert sich mit seiner Neigung an der Topografie im Ortszentrum. Seine Fassade aus Granitbruchsteinen soll an die Steinhauertradition Blaibachs erinnern. 

Grundriss
Schnitt
Herstellung der Fassade

Im Inneren des Konzertaals wurde eine besondere Akustik geschaffen, die hochrangige Künstler und mit ihnen Besucherströme nach Blaibach zieht. 

Eingangssituation
Konzertsaal

Das letzte Projekt, welches Haimerl an diesem Abend vorstellte, ist das Bauernhaus im Bayerischen Wald in Arnbruck, welches 1963 von den damaligen Besitzern, einer Bauernfamilie, verlassen wurde und sich über die Jahre zu einer Ruine entwickelte. Der Holzblockbau mit Granitsockel war marode und das Gebäude wirkte, als könne es jederzeit einstürzen.

Bauernhausruine
Das Innere des Gebäudes vor dem Umbau

Haimerl nahm sich der anspruchsvollen Aufgabe der Rettung des Bauernhauses an. Er baute mit lokalen Materialien und realisierte 180 Quadratmetern Wohnfläche, auf denen es nun drei Schlafzimmer und alle notwendigen Räume gibt. Das Bad ist im ehemaligen Stall untergebracht, die Speisekammer befindet sich heute im ehemaligen Kartoffelkeller – immer wieder erzeugt Haimerl eine Hommage an das ,Alte’. 

Wir danken Peter Haimerl für den inspirierenden Vortrag im Rahmen des architectural tuesdays.

Fotos und Bilder: Folien entnommen aus der Präsentation von Peter Haimerl