Summer School | Denkmalpflege in Quedlinburg

Restaurierung und Konservierung historischer Fachwerkkonstruktionen 

Im Juli besuchten 14 Studierende der Mater-Vertiefungsrichtung Denkmalpflege / Planen im Bestand und Prof. Dr. Daniel Lohmann für eine Woche das Deutsche Fachwerkzentrum in Quedlinburg (DFZQ). In einer Summer School wurden ihnen auf der Baustelle und in Vorträgen und Exkursionen praktische und theoretische Kenntnisse zur Restaurierung und Konservierung historischer Fachwerkkonstruktionen vermittelt. Intensiv wurden verschiedene handwerkliche Restaurierungspraktiken an einem ehemaligen Renaissance-Adelshof aus dem 16. Jahrhundert erprobt.

Der Kurs folgte einer wunderbaren Zusammenarbeit mit dem DFZQ zuvor im Bergischen Land und wurde durch eine Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und durch Qualitätsverbesserungsmittel der TH Köln unterstützt.

Erlebnis

Wer Quedlinburg nur von „Stadt, Land, Fluss“ kennt, hat etwas verpasst!

Ende Juli konnten wir die UNESCO-Welterbe Stadt Quedlinburg besuchen und in Praxis und Theorie viel für unser Studium lernen. Für eine Woche durften wir im Fachwerkzentrum wohnen, lernen und arbeiten und so viele Erfahrungen sammeln. In unserer Freizeit konnten wir die historische Altstadt erkunden.

Baustelle u. Werkstatt

Auf der Baustelle konnten wir in wechselnden Gruppen verschiedene Gewerke kennenlernen, die an der Restaurierung und Konservierung des historischen Fachwerkhofs beteiligt sind. Unter bester fachlicher Anleitung durch die Anleiter*innen des Fachwerkzentrums Quedlinburg konnten wir viele praktische Erfahrungen sammeln.

Dazu gehörte die Restaurierung und Konservierung historischer Fachwerkkonstruktionen durch das Reparieren von Schadstellen im Holz. Hier wurden die Fehlstellen passgenau mit Aussetzungen ausgefüllt, um die traditionellen Holzverbindungen zu sichern. Auch beim Ersetzen von Balken an größeren Fehlstellen konnten wir unterstützen. Bei der Freilegung historischer Wandmalereien war besondere Präzision und Vorsicht gefragt. Dazu wurden mit Skalpell und Tupfer einzelne Schichten Putz und Farbe von der Wand gelöst, bis langsam die älteste Malerei zu erkennen war. Etwas schnellere Fortschritte konnten beim Ausmauern von Gefachen mit Lehmsteinen gemacht werden. Dreieckige Holzleisten verbinden Holzkonstruktion und Gefach winddicht miteinander. Mit Lehmsteinen und Lehmmörtel werden die Gefache ausgemauert. In anderen Bereichen des Adelshofs, konnten ältere Putze rückgefestigt und ergänzt werden. Dazu wurden Lehm, Sand und Sumpfkalk verwendet. Gleichzeitig wurden in der Werkstatt alte Fenster aufgearbeitet. Fehlstellen an den Rahmen wurden repariert und die Scheiben wieder eingesetzt und verkittet. Auch ein historisches Parkett aus Schloss Stolberg (Harz) wurde von uns bearbeitet. Die vielen ausgerissenen Nagellöcher wurden ausgestemmt und mit Holzstücken und Fischleim repariert.

Vorträge und Exkursionen

Ergänzend zur Baustellenarbeit hat uns Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des Fachwerkzentrums, in mehreren Vorträgen und Exkursionen, die historischen Fachwerk- und Dachkonstruktionen in der Umgebung erklärt. Insbesondere in Schloss Stolberg ist das Fachwerkzentrum bereits seit vielen Jahren beteiligt. Hier konnten wir die Renaissancemalereien, Stuckarbeiten und Intarsienparkett bewundern. In Halberstadt und beim Vorzeigeprojekt des Fachwerkzentrums, dem „Bunten Hof“ in Osterwiek, hat Claudia Hennrich uns weitere herausragende Projekte vorgestellt.

An diesen Beispielen lernten wir historische Dachkonstruktionen kennen, wie auch die Erkenntnis, dass Schäden oft nicht so gravierend sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Wir konnten lernen, dass sich oft ein genauerer Blick, ein präzises Gutachten oder eine fachgerechte Restaurierung lohnt, um Kosten zu sparen, Substanz und Ressourcen zu erhalten und somit die Geschichte eines Ortes zu bewahren.

Wir danken dem Fachwerkzentrum Quedlinburg und den Förderern für die sehr lehrreiche Summer School.

Text: Lea Viktoria Riegel und Jennifer Richter. 

Fotos: Daniel Lohmann, Lea Viktoria Riegel, Jennifer Richter.