Festschrift Prof. Dr.-Ing. F.-W. Grimme

Zwei Anlässe oder Gedankenanstöße sind ursächlich für die folgenden Zeilen.

Die Verabschiedung von Herrn Dr. Prof. F. W. Grimme in den vorgezogenen Ruhestand und ein Gespräch mit dem Dekan der Fakultät für Architektur, Herrn Prof. Dr. M. Werling. Bei diesem Gespräch ging es um Kultur – Kultur in der Hochschule – Kultur nicht im Sinne von kulturellem Schaffen, sondern als kultiviertes Miteinander.

Wenn wir uns der Hochschulkultur nähern wollen, dürfte die Besinnung auf die Wortwurzeln hilfreich sein. Von colere – bebauen, Landbau betreiben, pflegen, ehren – werden wir zur Gesamtheit des menschlichen Wirkens oder zu der Art und Weise wie Menschen miteinander leben, geführt. Die Gesamtheit des menschlichen Wirkens in der Hochschule als Hochschulkultur führt uns einerseits zu den Gruppen, Lehrende, Studierende, Verwaltende und andererseits zu ihren Interaktionen, Verhaltensweisen und Wertesystemen. Es ergibt sich also ein vielfältiges, zu optimierendes Beziehungssystem.

Aus gegebenem Anlass wende ich mich vorrangig an die Lehrenden zu. Nach vierzigjährigem Wirken in dieser Hochschule, davon 21 Jahren in der Hochschulpolitik, mag es gestattet sein, Kritik und Anregungen in Fragen zu kleiden, beispielsweise im Bereich der Lehre: Wie aktuell und praxisbezogen mit hinreichender Theoriebegründung ist mein Studienangebot? Wie bereite ich mein Lehrangebot auf, so dass die Studierenden ein optimales Umfeld für den Studiereffekt haben? Wie intensiv stelle ich den Praxisbezug durch Gastvorträge oder Exkursionen her? Wie intensiv pflege ich Kontakte zu Kollegen bezüglich der Tangens der Lehrgebiete? Der Bereich der Akademischen Selbstverwaltung: Bin ich bereit, Aufgaben und Ämter zu übernehmen? Wenn nein, warum nicht und kann ich dies mit dem Prinzip der Kollegialität vereinbaren? Welche Initiativen habe ich bisher ergriffen, um mein Lehrgebiet auch in den Gremien zu vertreten?

Der kultivierte Umgang miteinander bedeutet auch, regelmäßige Teilnahme und Mitwirkung an/in Sitzungen. Inwieweit wird ein Forschungssemester durch den Ausfall der Lehrveranstaltungen zu verantworten sein? Wie wird die Fakultät oder das Institut die Lücke ausfüllen, wenn eine Zurruhesetzung erfolgt? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Lehre, für die Wiederbesetzung der Planstelle, für die gesamte akademische Selbstverwaltung, sowie für die Lehre und Forschung? Inwieweit ist das individuelle Handeln oder Nicht-Handeln eine Erleichterung oder Belastung für das Gemeinwesen Institut? Gerade in einer hochschulentwicklungspolitisch eher unfreundlichen Zeit ergibt sich eine Vielfalt von Problemen bei der Substanzerhaltung und –weiterentwicklung. Dies verlangt ein hohes Maß an Gruppenverständnis. Die Bemühungen des Dekans um ein kultiviertes Miteinander werden für die Bestandssicherung und –Weiterführung der Lehreinheiten in der Fakultät richtungsweisend sein.

Köln im Juni 2005

Prof. Dr. Ehrhard E. Schilling

HERAUSGEBER


Prof. Dr. Ehrhard E. Schilling