Positionen japanischer Architektur: Ryuji Nakamura

Am 12. November sprach Ryuji Nakamura im Rahmen der Vortragsreihe „architectural tuesday: Positionen Japanischer Architektur“ an der Architekturfakultät Köln über seine Werke. Der 1972 in Nagano geborene Architekt und Designer gründete 2004 das Studio Nakamura & Associates. Die Vielzahl der seitdem entstandenen Projekte im Bereich Interieur, Rauminstallation und Architektur stellte Nakamura einem vollbesetzten Karl Schüssler Saal vor.

Ryuji Nakamura

Der studierte Architekt gestaltet wie er sagt: alles, was uns umgibt.

Nur wenige seiner vorgestellten Projekte waren Gebäude. Nakamura ist eben kein typischer Architekt. Seine Arbeiten entstehen vor allem durch das Experimentieren mit Formen, nicht durch die Auseinandersetzung mit einer bestimmten Funktion.

Seinen Vortrag gliederte er daher in die seine Projekte bezeichnende Formen: Cuts, Curves, Bends, Walls und Irregular shapes.

Unter dem Begriff „die Gerade“ sprach Nakamura über das Projekt „Spring“.

Die fast unsichtbare Struktur besteht aus 0.3 Millimeter feinen Drahtrahmen, die sich in einem Rasterabstand von 100 Millimeter kreuzen. Das feine Gerüst gewinnt nach unten zunehmend an Dichte. In der Addition entsteht eine 8 mal 5 mal 2 Meter große Struktur , die nur durch Licht erkennbar wird.

„Spring“ zeichnet sich, wie viele Arbeiten Nakamuras durch eine Filigranität aus, die die Grenze des Möglichen zu überschreiten scheint. Je filigraner eine Struktur ist, desto größer ist der Einfluss der Schwerkraft auf sie. Diese Wirkung ist es, die Nakamura interessiert.

Die Farbe weiß scheint ebenfalls zu seiner Handschrift zu gehören, die sich durch fast jede Arbeit zieht. In der anschließenden Fragerunde äußerte Nakamura dazu: „Ich mag weiß sehr. Die Farbe reflektiert die Umwelt und erzielt eine ähnliche Wirkung wie Licht“ erklärte er.

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„Bang“, ein Projekt, das mit „der Pony“ übersetzt werden kann, besteht aus einer Vielzahl von aufgereihten, weißen Fäden, die einen Vorhang, eine Grenze zwischen Beobachter und einzelnen Stücken des Modelabels Costume National bildet. Wie ein künstlicher Nebel gibt Bang lediglich die Sicht auf die gegenüber stehenden Kleidungsstücke frei und schafft es so, die Aufmerksamkeit des Erkundenden unbeeinflusst auf das einzelne Stück zu lenken.

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Fast jede Arbeit Nakamuras beginnt mit etwas kleinem. Etwas, das man in die Hand nehmen kann und erlangt vollständige Größe durch Vermehrung.

Auch wenn Nakamura nicht unter die Kategorie des typischen Architekten fällt, kann eine vertraute und auf die Architektur übertragbare Arbeitsweise beobachtet werden. Das Einbeziehen der Umgebung und das Experimentieren mit Materialien und Formen spielt auch beim Entwerfen von Häusern eine wichtige Rolle.

Das Wesen Nakamuras äußerst präziser und leicht wirkender Arbeiten spiegelt gleichzeitig die Art seines Vortrags wider. Ruhig und leise antwortet Nakamura auf Fragen des Publikums nach einer langen Pause des Überlegens mit präzisen und klaren Antworten.

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Die nächste Position japanischer Architektur hören wir am 10. Dezember. Dann ist Hiroshi Nakao zu Gast beim architectural tuesday. Beginn ist um 19 Uhr.

 

Text: Anna-Laura Oldenburg

Fotos: Ryuji Nakamura, Henrik Hoffrogge