Mies im Westen – KREFELD | Ausstellungseröffnung

Die zweite Teilausstellung der Reihe „Mies im Westen“ AACHEN – KREFELD – ESSEN wurde am 15. Mai 2019 in Krefeld eröffnet. Zahlreiche Interessierte versammelten sich auf dem ehemaligen Gelände der Vereinigten Seidenwebereien AG (VerSeidAG). Das Besondere: Die Krefelder Teilausstellung befindet sich in einem Bau von Ludwig Mies van der Rohe – dem sogenannten HE-Gebäude, das jetzt Teil des Mies van der Rohe Business Parks ist. Die Teilausstellung in Krefeld ist vom 16. Mai – 30. Juni geöffnet.

Die Ausstellung wurde von der Krefelder Bürgermeisterin Karin Meinecke und dem Mies van der Rohe Businesspark – der das sanierte Erdgeschoss des HE-Gebäudes für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat – festlich eröffnet. Anschließend stellten die Kuratoren Prof. Dr. Daniel Lohmann vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege unserer Fakultät und Prof. Norbert Hanenberg zusammen mit dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI NRW) das Ausstellungsprojekt  „Mies im Westen“ vor. Zusammen mit den Studierenden der Mastervertiefung „Denkmalpflege und Planen im Bestand“ und Studierenden der TH Mittelhessen haben sie die Ausstellung entwickelt.

In der Krefelder Ausstellung werden 6 Projekte gezeigt, die eng mit der Krefelder Seiden- und Textilindustrie in Zusammenhang stehen. Etwa elf Jahre lang profitierte Ludwig Mies van der Rohe von den guten Beziehungen zu den „Krefelder Freunden“ um den Seidenfabrikanten Hermann Lange. Gemeinsam mit Josef Esters und weiteren Akteuren der ansässigen Textilindustrie hatte Lange 1920 die Vereinigte Seidenwebereien AG (Verseidag) gegründet. Dieser Zusammenschluss führte recht früh zum Bau einer Industrieanlage, deren Umsetzung in den Jahren 1925 bis 1938 weitgehend unter Beteiligung Mies van der Rohes erfolgte.

Durch die Zusammenstellung der Werke wird die Schaffensphase seines ersten Karrierehöhepunkt erläutert. Ludwig Mies van der Rohe war einer der wichtigen Akteure der modernen Avantgarde der 1920er und -30er Jahre, die nach dem Ersten Weltkrieg in ihrem Wirken mit den Ideen einer neuen Zeit neue Ausdrucksformen, Konstruktionsmöglichkeiten und Bedeutungsebenen von Architektur suchten. Zudem wird die Entwicklung der Baukunst in der Zeit von 1927 bis 1938 nachvollziehbar.

Neben den weltberühmten Wohnhäusern Lange + Esters werden weniger bekannte Projekte präsentiert und so werden die Spuren des Ludwig Mies van der Rohes in Krefeld in der Ausstellung aufgezeigt.

Die 6 ausgestellten Projekte werden in der Ausstellung gleich behandelt, sie wurden mit der gleichen inhaltlichen Tiefe bearbeitet und präsentiert.

Auf großen Tafeln werden Rekonstruktionszeichnungen zu den mies‘schen Projekten gezeigt, die von den Studierenden erstellt wurden. Grundlage hierfür war eine  intensive Bauforschung am gebauten Objekt und bzw. oder durch das Auswerten historischer Planunterlagen der unbebauten oder zerstörten Projekte. Außerdem wurde jedes Projekt im Modell gebaut. So werden auch die 3 ungebauten Projekte – das Clubhaus des Krefelder Golfclubs, Haus Ulrich Lange und die Hauptverwaltung für die VerSeidAG – nachvollziehbar. Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche historische Planunterlagen und Zeichnungen, Bilder und Texte.

Auch in Krefeld wurde intensiv diskutiert, die anwesenden Studierenden beantworteten alle Fragen, die interessierte Besucher zum Ausstellungskonzept und den ausgestellten Exponaten stellten.

Auch im Außenraum machen zwei künstlerischen Interventionen, die von den Studierenden entwickelt und umgesetzt wurden,  auf die Ausstellung im Inneren aufmerksam. Durch die roten Rohre kann der Besucher der Stimme Ludwig Mies van der Rohes lauschen.

Ein Rahmen aus Stahl erinnert an die sachlich reduzierte Architektur. Kombiniert wird das Prinzip der typischen Wandscheiben der mies’schen Architektur und die Auflösung der Grenzen zwischen Innen- und Außenraum.

Drei Wirkungsstätten – drei Ausstellungen

Text: Janina Hofius

Bilder: Gerald P. und Janina Hofius