Mastervertiefung Denkmalpflege / Planen im Bestand | Graz Exkursion 2023

Nach corona-bedingter Zwangspause konnte im Wintersemester 2023/24 der Studienaustausch mit der FH Joanneum Graz wiederaufgenommen werden. Vom 9. bis 13. Oktober 2023 fuhren die Studierenden des 3. Mastersemesters der Vertiefung „Denkmalpflege / Planen im Bestand“ zur Partnerhochschule nach Graz. Zustande gekommen war vor gut 10 Jahren die Zusammenarbeit, da an der Grazer Hochschule auch der Studienschwerpunkt „Bauen im Bestand“ angeboten wird.

Am Montag trafen sich die Studierenden und Lehrenden beider Hochschulen am späten Nachmittag zu einem ersten Kennenlernen. Das Projektthema wurde vorgestellt und das Wochenprogramm abgestimmt. Am Dienstag führte dann die Bustour in das Erzabbaugebiet Vordernberg. Als Objekt für den gemeinsamen Projektentwurf in beiden Studiengängen hatte das österreichische Bundesdenkmalamt die Erzverhüttungsanlage „Laurenziröst“ in der Gemeinde Vordernberg vorgeschlagen. Hierbei handelte es sich um eine Anlage aus dem 19. Jahrhundert mit 6, später 13 Öfen, in denen das Spateisengestein mittels Holzkohle für die spätere Verhüttung vorbehandelt wurde.

Vor Ort wurde die Studiengruppe von Walter Hubner, dem örtlichen Bürgermeister, empfangen, der einen Überblick über die ursprünglich große Bedeutung des Erzbergbaus im Tal gab. Nach Aufgabe dieses Wirtschaftszweiges gehört das Tal heute zu den „Abwanderungsgebieten“ und man setzt auf neue Impulse durch den Tourismus.

Mit der Erzbergbahn, die heute nur noch touristisch genutzt wird, fuhr die Gruppe in die Bergregion. Von dort startete der „Erzwanderweg“. Sehr sachkundig von zwei Mitgliedern des örtlichen Montanmuseums begleitet, führte der Weg entlang der vielen Zeugnisse des Erzbergbaus zum eigentlichen Studienobjekt. Vor Ort konnten die Studierenden zwei Drohnen einsetzen, um auch die schwerer zugänglichen Teile der Anlage zu erfassen.

Am Mittwoch fand dann ganztägig der erste Workshop in der Grazer Hochschule statt. In 4-er-Gruppen aus je zwei Grazer und Kölner Studierenden wurden am Vormittag grundsätzliche Ideen zu einer Nutzung der ehemaligen Verhüttungsanlage entwickelt, die dann im großen Kreis diskutiert wurden. Am Nachmittag entwickelten die Arbeitsgruppen dann erste Ideen zum Ausbau der Anlage sowie zur Positionierung ergänzender An- und Erweiterungsbauten.

Fortgesetzt wurde der Workshop am Donnerstagmorgen. Nun galt es, die ersten Entwurfsideen zu konkretisieren. Am Mittag führte dann eine zweite Busexkursion nach Bad Radkersberg. Diese unmittelbar an der slowenischen Grenze gelegene Stadt konnte ihr historisches Stadtbild in großem Umfang bewahren. Insbesondere wurde ein in der Restaurierung befindliches Bürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert besichtigt, welches aktuell mit hohem Aufwand sehr denkmalgerecht hergerichtet wird. Als zweites Objekt wurde anschließend die „Ottersberger Mühle“ besichtigt. Diese Mühlenanlage stand kurz vor dem endgültigen Verfall und wurde mit viel Engagement und handwerklichen Geschick wieder beeindruckend instandgesetzt.

Abgeschlossen wurde der Studienaufenthalt dann am Freitagmorgen mit einer vierstündigen Stadtführung durch das Zentrum von Graz. Erläutert wurde die historische Bausubstanz, die in großem Umfang im Zentrum erhalten blieb und dazu führte, dass die Innenstadt zum „UNESCO-Weltkulturerbe“ ernannt wurde. Ebenso führte der Weg aber auch zu Objekten, die auf innovative Weise die historischen Gebäude erhalten und einer zeitgemäßen Nutzung zuführen.

Nun folgend werden die Studierenden beider Hochschulen im Wintersemester die Entwürfe zur Erhaltung und Nutzung der Industrieanlage „Laurenziröst“ ausarbeiten. Dazu wird man sich zum gemeinsamen Austausch digital treffen.

Geplant ist, dass die Studierenden der FH Joanneum Graz im März 2024 nach Köln kommen. Dann werden die jeweiligen Entwürfe vorgestellt und diskutiert.

Text: Prof. Dr. Norbert Schöndeling