Mads Mandrup Hansen | architectural tuesday | Nachbericht

Am 06. Dezember war der Architekt Mads Mandrup Hansen, einer der zwei Geschäftsführer des Büros C.F. Møller an der Architekturfakultät zu Gast. In seinem Vortrag „Evolving function and aesthetics in a nordic context for nearly a century“ sprach er über seine Projekte und seine architektonische Haltung.

Einleitend gab Mads Mandrup Hansen einen kurzen Überblick über die Geschichte des Büros, welches bereits 1924 von Christian Frederik Moller gegründet wurde und damit zu den ältesten dänischen Unternehmen gehört. Auch heute noch ist C.F. Moller mit sechs Standorten und insgesamt knapp 350 Mitarbeitern eines der bekanntesten dänischen Architekturbüros.
Mads Mandrup Hansen zeigt anfängliche Werke des Büros, wie ein Cornerbuilding in Copenhagen von 1929, dessen Bau von einer Inspirationsreise durch Deutschland (Bauhaus) und die Niederlande beeinflusst wurde, oder ein Wohnhaus in Kopenhagen, Vestersøhus, dessen 500m lange Fassadengestaltung mit Reliefs als Balkone eine Besonderheit darstelle, und die Essenz der nordischen Architektur zu dieser Zeit verkörpere.

Anfang der 1930er Jahre wechselte der Hauptstandort C.F. Møllers von Kopenhagen nach Aarhus, da dort große Projekte wie das Aarhus Municipal Hospital und die Aarhus University warteten. Das aus gelben Ziegeln gemauerte Universitätsgebäude, welches im 2.Weltkrieg von einem Luftangriff teilweise zerstört wurde, zählt auch 80 Jahre später noch zu einem aktuellen Bauprojekt des Büros.

Anschließend stellt Mads Mandrup Hasen einige aktuelle Projekte des Büros vor, darunter viele Projekte für Kinder, Studenten und ältere Menschen. Dabei wird C.F. Møllers Einstellung zum Umgang mit der Landschaft in Bezug auf Innen- und Außenraum deutlich: Die Landschaft wird in den Innenraum integriert und dient als „demokratische“ Gemeinschaftsfläche. So werden beispielsweise im Projekt „Panum Extension“, der Erweiterung des Nordcampus der Universität von Kopenhagen, die Dächer der kleinen Glaspavillons begrünt sowie die Topografie genutzt, um kleine Wege über und durch den Campus zu führen.
Ausschlaggebend für den Erfolg des Entwurfs sei unter anderem auch eine Besonderheit im Forschungsturm, denn dort wird die 3.Dimension der Höhe für die Raumgestaltung genutzt, um die Labore mehrerer Etagen miteinander zu verbinden. So werde das Zusammenarbeiten der Forschenden verbessert. Auch die Fassade des Gebäudes, welche sich durch bewegliche Elemente dem Sonnenstand anpasst, ist sehr fortschrittlich und energieeffizient.

Beim Schulbauprojekt CIS Nordhavn, einer internationalen Privatschule, wird die Fassade komplett mit Solarzellen verkleidet, welche mehr als die Hälfte des Jahresverbrauchs an Elektrizität der Schule decken sollen. Das Muster aus quadratischen Tafeln in unterschiedlichen Blautönen passt zur Lage der Schule direkt am Wasser. Auch funktional ist die Schule gut durchkonzeptioniert: Das Erdgeschoss mit Sporthalle, Kantine und Bibliothek dient als gemeinschaftliche Zone für alle Schüler, während die oberen Geschosse der vier einzelnen Türme die Klassenräume der verschiedenen Altersstufen beinhalten. Diese Trennung ermöglicht es, das Erdgeschoss auch für außerschulische Veranstaltungen zu nutzen.

Beim Bau eines Studentenwohnheims der University of Southern Denmark wird der Gedanke einer offenen, gemeinschaftlichen Zone wortwörtlich in den Mittelpunkt gestellt; die Zonen nehmen kreisförmig nach außen an Privatheit zu: Im Inneren Gemeinschaftsküchen und Essbereiche – im Äußeren die privaten Schlafzimmer.

Das Projekt „Värtaterminalen – new ferry terminal“ in Stockholm hat das Ziel, die Verkehrszonen von Fußgängern und Motorenverkehr voneinander zu trennen. Dazu wird mit der Topografie des Ortes gespielt und ein Gebäude erschaffen, dessen Dach eine grüne Entspannungszone bietet. Busse und Autos erreichen den Terminal auf Straßenebene.

 

Was sich nach den vorigen Vorträgen bereits als „typisch Nordisch“ herausgestellt hat, ist die ganzheitliche Betrachtung der Architektur, welche über das Gebäude an sich hinausgeht, und auch die Innenausstattung sowie die Umgebung und am Ort lebenden Menschen miteinbezieht. Für C.F.Møller ist dies ein wichtiger Grundsatz, was man am Bau eines Gemeinschaftswohnens für ältere Menschen sieht: Dort hat jeder Bewohner die Möglichkeit, die Wand zu seiner Zimmertür selbst zu gestalten.

Zuletzt stellt Mads Mandrup Hansen das Projekt „State Prison in Falster“ vor. Die Idee hinter dem Gefängnisbau war es, hinter den Mauern dorfähnlich eine eigene Gesellschaft zu schaffen, um eine Resozialisierung zu ermöglichen. Die sternförmige Struktur unterstützt den Gedanken, indem der Blick auf die Landschaft innerhalb der Mauern zugelassen, gleichzeitig aber der visuelle Kontakt untereinander vermieden wird. Etwas fremd wirken die in hoher Qualität eingerichteten Zellen, welche Mads Mandrup Hansen damit begründet, dass die Bestrafung in der Freiheitsbegrenzung an sich liegen solle.
Bei der Fassadengestaltung wurde mit einer Künstlergruppe kooperiert, das Ergebnis ist eine sanft wirkende Fassade mit positivem Relief, welche an ein Tattoo erinnert.

Bildquellen:
www.moe.dk
www.cfmoller.com
www.archdaily.com/321445/university-of-southern-denmark-student-housing-winning-proposal-c-f-moller-architects

Text: Birte-Sophie Bülzebruck

Fotos: Matthias Monka