Köln-Graz-Workshop auf Zeche Zollverein mit der FH Joanneum Graz
Spätsommerliche Temperaturen und Lichtstimmungen trugen ihren Teil zur freundschaftlichen und inspirierenden Stimmung während des diesjährigen gemeinsamen Workshops der TH Köln, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege und der FH Joanneum Graz, Masterstudiengang Architektur, Vertiefung Bauen im Bestand, bei.
Die einwöchige Veranstaltung in Köln und Essen bot weitere Gelegenheit, die Partnerschaft und Freundschaft der beiden Architekturschulen auszubauen. So gab es am Montag nach einem ersten Stadtrundgang von Deutz in die Kölner Altstadt und bei dem anschließenden gemeinsamen Abendessen Gelegenheit für Wiedersehen und Kennenlernen.
Dienstags begann die Beschäftigung mit dem Gegenstand des dreitägigen Workshops. Die Gruppe brach morgens zum Welterbe Zeche Zollverein im Essener Norden auf, einer denkmalgeschützten Zechenanlage, die seit dem 19. Jahrhundert existiert und um 1930 von den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer in wegweisender Architektur zur modernsten Zeche ihrer Zeit ausgebaut wurde. Die Gruppe konnte zunächst in Führungen die Gesamtanlage und ihre Bedeutung kennenlernen, um nachmittags das Areal der Kokerei zu besichtigen, auf dem sich auch das kleine Objekt befindet, mit dem sich im Workshop der folgenden Tage auseinander gesetzt wurde.
Entwurf einer Stadtteilbühne
Die Aufgabe behandelte die historische Rohbenzol-Verladestelle, eine Stahlbeton-Dachkonstruktion mit Führerstand und technischen Einbauten. Die Kölner und Grazer Studierenden entwickelten in gemischten Gruppen Entwürfe für eine Stadtteilbühne. Hierfür sollte der Bestand architektonisch und räumlich ergänzt werden, zur Bildung einer Gelegenheit zur Aufführung einer möglichst großen Vielfalt von kulturellen Veranstaltungen gemeinsam mit den anliegenden Essener Stadtteilen. Das Konzept sollte neben seiner eigenständigen Ästhetik die Integrität des Denkmals in seiner baulichen Beschaffenheit und der Lesbarkeit der ursprünglichen Funktion respektieren, sowie einfach im Aufbau sein, d.h. ggf. mit Anwohnern und Freiwilligen aus den Stadtteilen und Studierenden der Hochschulen erbaut bzw. errichtet werden können.
Die Gruppen erarbeiteten in Anleitung und Beratung der Lehrenden der beiden Hochschulen, Tim Lüking, Alois Murnig und Wolfgang Schmied (FH Joanneum), Daniel Lohmann und Norbert Schöndeling (TH Köln) sowie der Stiftung Zollverein, Andreas Hungerbühler und Claudia Wagner am Mittwoch und Donnerstag Ihre Vorschläge.
Buch Präsentation: Mies weiterbauen : Entwurfskonzepte für die Krefelder Verseidag-Fabrik.
Am Mittwoch Abend gab es einen feierlichen Anlass für die beiden Institutionen. Das gemeinsam von FH Joanneum und TH Köln entwickelte Buch „Mies weiterbauen“ wurde im ‚Mies van der Rohe Business Park’ in Krefeld präsentiert. Das Buch dokumentiert die Ergebnisse einer vergangenen gemeinsamen Lehrveranstaltung, in der Studierende der beiden Hochschulen im Sommer 2017 in einem Entwurfsprojekt auf dem Gelände der Verseidag-Fabrik, Ludwig Mies van der Rohes einzigem Fabrikbau (1930-38), Ideen für das Weiterbauen eines historisch so bedeutenden Ensembles entwickelt hatten.
Das Buch mit 321 Seiten in Farbe ist als e-book unter http://permalink.obvsg.at/fhj/AC15196302 herunterzuladen, sowie im Stützpunkt des Instituts für Baugeschichte und Denkmalpflege, Raum 318 einzusehen und für den Preis von 30€ dort zu erwerben.
Projekt Präsentation
Am Donnerstag hatten die Studierenden Gelegenheit, ihre Ideen für die Stadtteilbühne auszuarbeiten und am frühen Nachmittag zu präsentieren. Die Lehrenden der beiden Hochschulen und der Stiftung Zollverein lobten die große Vielfalt der Ideen und die beeindruckende Tiefe, die in so kurzer Zeit erreicht wurde.
Werkberichtsreihe DenkmalDienstag
Dies zeigte sich auch Donnerstag Abend beim Gastvortrag der beiden Grazer Kollegen und Hochschullehrer Architekt Wolfgang Schmied und Denkmalpfleger Alois Murnig. Die Kollegen boten in zwei informativen und unterhaltsamen Vorträgen im Rahmen der „DenkmalDienstag“ – Werkberichtsreihe einen spannenden Einblick in die Lehre und Praxis der steirischen Denkmalpflege. Durch die Woche zeigte sich wieder einmal die große methodische und inhaltliche Nähe der beiden Institutionen und wie sehr ein solcher Austausch den Horizont erweitert und inspiriert.
Text: Daniel Lohmann
Fotos: Tim Lüking, Jost Broser, Daniel Lohmann