Caroline Nagel | architectural tuesday | Nachbericht
Caroline Nagel | Cobe´s approach to Danish Architecture:
„For us, architecture is not a matter of a certain style or form, but more importantly its adaptability to context, its social life and its users.“
Beim zweiten Vortrag der Reihe über dänische Architektur begrüßte die Architekturfakultät und ein voller Karl-Schüssler-Saal die – eigentlich deutsche, aber seit nunmehr 10 Jahren dänische Architektin Caroline Nagel, die als eine von sechs Projektpartnern das Architekturbüro COBE in Kopenhagen leitet.
COBE, welches in einer alten Industriehalle auf der Papierinsel mitten in Kopenhagen seinen Sitz hat, ist die letzten Jahre bis zum zehnjährigen Jubiläum im vergangenen Jahr sehr stark gewachsen. Ein wichtiger Faktor sei die kollektive Arbeit im Team – daher sitzen die rund 80 Mitarbeiter auch in einem offenen Büro. Das Büro arbeitet mit den drei Maßstäben Architektur, Urbanes Planen und der Landschaft. Im Rahmen des zehnjährigen Jubiläums wurde das Buch „Our urban living room“ herausgegeben, welches sich hauptsächlich mit Projekten in Kopenhagen befasst. Gegliedert ist es in sechs Grundsätzen, welche die Architektin jeweils anhand ausgewählter Projekte vorstellt:
1.Transformation als Ressource
Vom Kornlager zum städtischen Ankerpunkt: The Silo
Ein altes Kornsilo im Nordhafengebiet wird zum Wohnen umgebaut, wobei die innere Struktur erhalten bleibt, die äußere „Jacke“ jedoch der neuen Funktion angepasst wird, indem Öffnungen für Balkone und Fenster entstehen.
Die unterschiedlich hohen Niveaus des Gebäudes, welche zwischen vier und acht Metern variieren, bleiben ebenfalls erhalten. Der raue und offene Charakter des alten Silos soll lebendig bleiben. Auf dem Dach des Gebäudes entsteht eine öffentliche Skybar, von der man einen tollen Blick auf Kopenhagen hat.
Weitere Projekte: Danish Rock Museum
2. Von der Infrastruktur zum öffentlichen Raum
Infrastruktur als öffentlicher Raum: Norreport Station
Kopenhagen sei eine Stadt, welche sich im Gegensatz zu Paris mit dem Eiffelturm oder Berlin mit dem Brandenburger Tor über ihre Lebensqualität definiere; Kopenhagen als Fahrradstadt bietet dazu optimale Möglichkeiten. Hierzu stellt Caroline Nagel das Projekt „Norreport Station“ vor, welches sich an einem der größten Verkehrsknotenpunkte in Kopenhagen befindet. Für die S-Bahnstation wurde eine klare und übersichtliche Lösung gesucht, um die rund 2500 Fahrräder zu parken. Der Entwurf von Cobe entstand aus einer Studie von Bewegungslinien auf dem Platz, aus denen sich eine Zonierung herauskristallisierte. Somit wurden die weniger genutzten Bereichen als Abstellflächen für Fahrräder herabgesenkt.
Weitere Projekte: KUA university square, Israels Plads
3. Kultur als soziale Maschine
Ein neuer kultureller Anziehungspunkt: The Library NV
Die Bibliothek ist ein Treffpunkt, welcher Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft zusammenbringt. Die Bibliothek Nordwest soll als „Wohnzimmer zum Treffen“ funktionieren. Aufgeteilt in vier Geschosse für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und eine Multifunktionshalle für alle, bietet sie jedem Besucher auch eine architektonisch auf ihn abgestimmte Umgebung.
4. Eine Stadt für Kinder
So einfach wie die Zeichnung eines Kindes: Frederiksvej Kindergarten
Die Stadt Kopenhagen als Stadt mit vielen jungen Familien benötigt auch für die Kleinen eine maßstabsgerechte Architektur. Kinder haben ihren eigenen Maßstab: Der Entwurf von Cobe plante als „Haus im Haus“-Prinzip für jede Gruppe ein eigenes Haus, in denen die 180 Kinder untergebracht werden. So entstand ein „kleines Dorf für Kinder“, dessen „Dorfplatz“ in der Mitte als gemeinschaftlicher Bereich dient.
Weitere Projekte: Forfatterhuset Kindergarten
5. Architektonische Demokratie
Dialog als Entwurfswerkzeug: Kroyers Plads
Der Prozess eines Bauauftrages ist sehr komplex und bezieht sehr viele verschiedene Stationen mit ein. Wichtig sei es, dialogbasiert zu Entwerfen, das heißt zukünftige Nutzer, Nachbarn und Bauämter von Anfang an mit in die Planung einzubeziehen. Der Architekt agiere dabei als „künstlerischer Moderator“. Der Kroyers Plads ist eine Wohngemeinschaft mit Lagerhallenstruktur mitten in Kopenhagen. Bei der Planung wurde die Stadtarchitektin Tina Saaby mit einbezogen, um eine optimale Einfügung ins Stadtgefüge und interessante Fassaden zu erwirken.
6. Kopenhagen von Morgen
„Wie entwickeln wir eine unbefristete städtische Planung, die die dichte Zukunft
von Kopenhagen aufnehmen kann?“
Es wird geschätzt, dass die momentan fast 600.000 Einwohner von Kopenhagen in den nächsten zehn Jahren um weitere 100.000 Einwohner wachsen wird. Besonderes Entwicklunspotential bestehe momentan auf der Papierinsel, den Hallen von Kopenhagen, sowie im Nordhafen, dem skandinavischen Venedig.
Fotoquellen: www.cobe.dk
Fotos des Abends: TH Köln | Fakultät für Architektur