AUF AUSGRABUNG DER AKROPOLIS COSSYRA AUF PANTELLERIA

Ein Bericht der Masterstudentin Theresa Lefken über ihre Teilnahme an Ausgrabungen der Akropolis von Cossyra auf Pantelleria, Sizilien mit der Universität Tübingen

Im August 2022 nahm ich für vier Wochen an der Ausgrabung der Akropolis von Cossyra auf der Insel Pantellera teil. Pantelleria ist eine kleine italienische Insel, die zwischen Sizilien und dem tunesischen Kap Bon, die an der engsten Stelle zwischen dem westlichen und dem östlichen Mittelmeer liegt. Von Pantelleria aus kann man bei klarem Wetter einen Zipfel von Afrika sehen.

Schon in der Antike war Pantelleria, das etwas kleiner ist als Sylt, ein bedeutender wirtschaftlich strategischer Knotenpunkt zwischen Europa und Afrika. Bereits im Neolithikum wurde das aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Insel vorkommende Obsidian exportiert. Damals gelangte man vom Cap Bon in einer Tagesreise nach Cossyra und von dort aus in einer weiteren Tagesreise an die Westspitze Siziliens. Zur Zeit der Punischen Kriege im 3. bis 2. Jahrhundert v. Chr. lag die Insel im Zentrum des Geschehens: Sie wurde abwechselnd von Karthagern und Römern eingenommen.

Diese wechselvolle Geschichte macht die Insel als Ausgrabungsort für die Arbeitsgruppe von Prof. Thomas Schäfer und Dr. Frerich Schön vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Tübingen so spannend.

Grabungsführung für spontanen Besuch der Insulaner
Foto: Theresa Lefken
Höhenmessung im Schnitt des Comitiums
Foto: Theresa Lefken

Die bereits seit der Antike in Terrassen gegliederten Siedlungshügel nahe des Hafens auf Pantelleria bilden die Akropolis, was soviel heißt wie „Oberstadt“.

In der Kampagne im August 2022 fokussierten wir uns auf das vermutete Forum, das sich in vorherigen Kampagnen in der Senke der Hügel S. Marco und S. Teresa auftat. Das Forum diente als Platz, der das politische, juristische, ökonomische und religiöse Zentrum des Orts bündelte. Zutage kam ein mit Stampflehm und Ziegelsplittern gepflasterter Platz, den eine Stufe mit angrenzender Säulenreihe/Kolonnade rahmt. Zur Platzmitte hin sind dieser zwei rechteckige Statuenpostamente angeschoben. Auch für den Wasserabfluss war gesorgt. Ein Abflussloch führt in ein System von drei hintereinander geschalteten, öffentliche Zisternen. Die Funktion dieser Platzanlage soll zusammen mit der Befestigungsanlage in zukünftigen Kampagnen weiter untersucht werden.

Dokumentation der Vermessungsergebnisse durch den Archäologen und Schnittleiter Jonathan Lefken
Foto: Theresa Lefken

Die Arbeitstage waren lang und warm. Wir übernachteten in einer Grundschule auf der anderen Seite der Insel, die während der Sommerferien zur Verfügung stand. Die Möbel in den Klassenräumen waren zur Seite gerückt. Vom Militär bekamen wir Feldbetten gestellt. So teilten wir uns mit ca. 20 Leuten auf drei Klassenräume auf. Eine Campingherdplatte neben einem großen Spülbecken diente uns provisorisch als Küche. Morgens um halb sieben brachen wir in drei Transportern zur Grabung auf. Enge Serpentinen und atemberaubende Sonnenaufgänge über dem Meer machten die Fahrt am frühen Morgen spektakulär. An der Grabung angekommen ging es direkt los. Um 10 Uhr rief die Fundbearbeitung zur Pizza-Frühstückspause, um ein Uhr gab es Pasta in einem nahegelegenen Restaurant und um vier Uhr Feierabend: zurück zur Schule – sechs Tage die Woche strammes Programm. Die Zeit vor Ort war aufgrund der lokalen Temperaturen im Hochsommer und der intensiven Arbeitszeit herausfordernd aber ich habe meinen Horizont erweitern, neues Terrain betreten können, die Fühler ausgestreckt und praktischer dennje gelernt, wie lange Architektur den Menschen bereits begleitet – eine Geschichtsstunde zum Anfassen. Ich möchte die Erfahung nicht missen. Sie hat mir einmal mehr aufgezeigt, wie wichtig es ist und wie viel Spaß es macht interdisziplinär zu arbeiten, unser Wissen zu teilen und im Austausch zu sein.

Danke an Prof. Schäfer, Fred Schön und Jonathan Lefken, dass ich im August 2022 Teil dieses Projektes sein durfte.

Blick auf die Freilegung und Bearbeitung eines Mauerzuges der Akropolis
Foto: Theresa Lefken

Quellen/ Belege/Erwähntes:

www.idw-online.de

www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/altertums-und-
kunstwissenschaften/institut-fuer-klassische-archaeologie/forschung/laufende-projekte/
pantelleria/


Veröffentlichungen/ Publikationen:


Cossyra I, Thomas Schäfer (Hrsg.): Die Ergebnisse der Grabungen auf der Akropolis von Pantelleria / S. Teresa. Der Sakralbereich
Teil 1 + 2. (2015) TAF 10


Cossyra II, M. Almonte: Ricognizione topografica. Storia di un paesaggio mediterraneo. (2013) TAF 1