ATuesday | Vasa Perovic
Nach den vergangenen Vorträgen der aktuellen architectural tuesday-Reihe „Slowenien“ ist eins klar: Nicht nur das Stadtbild Ljubljanas, sondern auch die Identität des Landes ist durch das Werk von Joze Plecnik und Edvard Ravnikar geprägt. Der politische Umschwung brachte zugleich auch einen architektonischen mit sich. Seitdem ergänzten die Bauten der jungen Büros die homogene Stadtstruktur der alten Meister. Die Frage nach der slowenischen Identität bleibt.
Am 02. Dezember sprach Vasa Perovic von Bevk Perovic Arhitekti über Einflüsse und Abhängigkeiten in der Architektur.
Dass die Herkunft dabei eine übergeordnete Rolle spielt, beschrieb Vasa Perovic anhand der Collage eines katalanischen Künstlers. Eine Vielzahl aus Zeitungsartikeln ausgeschnittener und nach Farbton sortierter Himmel-Fragmente macht deutlich, dass der Himmel abhängig vom jeweiligen Ort in unterschiedlicher Farbe erscheint. So steht sowohl das Werk des den „slowenischen Stil“ prägenden Architekten Joze Plecnik als auch die Arbeit des Büros Bevk Perovic unter dem kulturellen, geschichtlichen und landschaftlichen Einfluss des Ortes. Am geografischen Kreuzungspunkt verschiedener Einflüsse gelegen, muss die Frage der Herkunft über Nationengrenzen hinaus betrachtet werden. Eine weitere Collage des Künstlers zeigt die Sammlung ausgeschnittener Hände verschiedener Politiker. Den Raum zwischen den Händen übersetzt Vasa Perovic symbolisch auf die Arbeit des Architekten. Die Beschreibung des Raumes, so fügt er hinzu, könne erst durch die Benutzung im Realen erlebbar werden und die tatsächliche Aufgabe der Architektur erfüllen.
Mit diesem Übergang startete Vasa Perovic die chronologische Präsentation der seit Bürogründung 1997 entstandenen Projekte.
Den geeigneten Start des neu gegründeten Büros fanden Vasa Perovic und Matija Bevk in der Realisierung staatlich geförderter Wohnungsbauten und lieferten damit den Beweis, dass trotz des penibel kalkulierten Raumprogramms und Budgets Gestaltungsfreiraum bleibt. Von 2001-2005 realisierten Bevk Perovic sechs geförderte Wohnbauten mit jeweils 13 Wohneinheiten am Rande der Stadt Ljubljana. Der bereits in den 1980er Jahren festgelegte Bebauungsplan musste strikt beibehalten werden und sah eine symmetrische Anordnung der Gebäude um eine zentrale, schmale Grünanlage vor. Die klaren Regeln des auf ein Minimum reduzierten Raumprogramms umfassten nicht die Planung der gemeinschaftlich nutzbaren Außenfläche. So konnte dieser zu einem die Wohnfläche erweiternden Raum der Bewohner werden. Die industriell geprägte Nachbarschaft spiegelt sich in den rostroten Fassadentafeln wider. Die sichtbare Befestigung prägt das Erscheinungsbild der Wohnhäuser und zeigt Mut das Notwendige sichtbar zu lassen.
Parallel dazu entwarfen Bevk Perovic das Studentenwohnheim am Stadtrand Ljubljanas. Der aus einem gewonnenen Wettbewerb heraus entstandene Auftrag umfasst 56 Wohneinheiten für Studierende der Universität. Der kurze Realisationszeitraum gab eine klare, unkomplizierte Organisation des Grundrisses und der Konstruktion vor. Im Erdgeschoss befinden sich die gemeinschaftlichen Nutzungen und bieten in ihrer transparenten Unterteilung Raum für Kommunikation. Jeweils zwei weitere Geschosse für Wohneinheiten rahmen zu zwei Seiten das begrünte ebenerdige Atrium. Die Appartements entsprechen in ihrer Aufteilung in zwei gleichgroße Zimmer mit dazwischen liegender Küche den unterschiedlichen Anforderungen für 2-4 Personen. Erkennbar bleibt die Grundrissorganisation auch in der Fassade. Die an übergroße Polaroid Fotos erinnernde Form der Fenster bildet die Geschehnisse des gemeinschaftlichen Küchenraums ab und bespielt so den öffentlichen Raum.
Neben einigen geförderten und nicht geförderten Wohnhäusern realisierten Bevk Perovic auch einige kleinere Einfamilienhäuser. Der Bauherr von „Haus D“ am Rande Ljubljanas machte es notwendig, die gesamte Fläche des kleinen Grundstücks zu bebauen. Funktionen, wie Schwimmbad, Fitnessraum und Büro befinden sich im tiefer liegenden Patio Haus, das gleichzeitig das Fundament für den sich zur Straße hin introvertiert zeigenden Teil des Hauses bildet. Die darin untergebrachten Funktionen, wie das Wohn- und Schlafzimmer öffnen sich fast vollständig zur Gartenseite und bilden eine in ihrer Kubatur verbundene Einheit.
Die Arbeiten von Matija Bevk und Vasa Perovic zeigen eine große Bandbreite unterschiedlicher Entwurfsmethoden. Der Ort und die Funktion sind dabei die gestaltprägenden Einflüsse auf die Architektur.
Am nächsten Dienstag, den 09. Dezember 2014 geht es weiter. Dann ist Aljosa Dekleva von Dekleva Gregoric zu Gast beim architectural tuesday.
Text: Anna-Laura Oldenburg
Bild: Yvonne Klaßen