architectural tuesday | Spela Videcnik
Am 13. Januar 2015 beendete Spela Videcnik die aktuelle architectural-tuesday Reihe „Slowenien“ mit einem Vortrag über gebaute und geplante Projekte des Büros „Ofis Arhitekti“ und ergänzte damit die Reihe um eine weitere zeitgenössische Position im slowenischen Architekturschaffen.
Ausgebildet an der Universität Ljubljana und der Architectural Association (AA) in London gründete Spela Videcnik gemeinsam mit ihrem Partner Rok Oman 1998 das Büro „Ofis“. Noch vor Abschluss des Studiums gewannen sie Wettbewerbe und realisierten erste Projekte.
Das Büro reiht sich in die Gruppe der jungen, slowenischen Architekten ein, die durch den politischen Umschwung des Landes früh Wettbewerbe für sich entscheiden konnten und so auch auf architektonischer Ebene die Geschichte des Landes widerspiegeln. Die Frage nach der „slowenischen“ Architektursprache spielt in den Arbeiten der jungen Büros weiterhin eine große Rolle und erhält auf unterschiedliche Weise Antwort.
Chronologisch begann Spela Videcnik ihren Vortrag mit dem, wie sie betonte komplexesten Projekt des jungen Büros. Der 1998 gewonnene Wettbewerb um die Erweiterung und Renovierung des Stadtmuseums im historischen Zentrum Ljubljanas umfasste die Aufgabe den bestehenden Palais Auersperg von 1650 in seiner ursprünglichen Form wieder herzustellen, die Dauerausstellung über die Geschichte der Stadt darin zu integrieren und das Museum durch die im Untergrund vermuteten historischen Überreste der Stadtgeschichte zu erweitern. Eine spiralförmige Erschließung durch den Museumskomplex bietet die Lösung. Begonnen auf der historischen Nullebene drei Meter unterhalb der heutigen Stadtoberfläche durchläuft die Rampe die Geschichte der Zeit vom prähistorischen über das romanische und barocke bis hin zum heutigen Ljubljana. Der Verlauf durch die historischen Schichten der Zeit endet in den Ausstellungsräumen des Bestandsgebäudes und verbindet so den gesamten Museumskomplex. Das Konzept ermöglichte es auf die unvorhersehbaren Funde einzugehen und diese sinnvoll mit dem Bestand zu verbinden.
Ähnlich sensible Ansätze finden sich auch in der Erweiterung der Villa in Bled, Slowenien und der Aussegnungskapelle in Krasnja, Slowenien.
Beide Projekte fügen sich behutsam in die Landschaft ein und finden ihren Ausdruck in geschwungener Form. Die Erweiterung der Villa am See Bled ist von außen kaum wahrnehmbar. Zum nationalen Kulturerbe zählend steht sowohl die Villa als auch die Landschaft unter besonderem Schutz. Die zu erweiternde Fläche legt sich ähnlich einem Kissen zwischen Bestand und Landschaft und verschwimmt in seiner transparenten Erscheinung mit dieser, sodass die Fläche kaum wahrnehmbar um 700qm erweitert werden konnte.
Auch die Aussegnungskapelle ist stark mit der Landschaft verbunden. Drei geschwungene Wände umfassen und separieren drei Zonen unterschiedlicher Nutzungen. Neben einem Servicebereich beinhaltet das Programm einen Abschiedsraum und eine Kapelle. Sich fast vollständig in die hügelige Landschaft schiebend, bleibt nur der Eingang zur Kapelle sichtbar.
Neben öffentlichen und privaten Bauten stellte Spela Videcnik auch eine handvoll stattlich geförderter Wohnungsbauten vor. Auch hier zieht sich ein wiederkehrendes Entwurfskonzept durch die Architektursprache von Ofis. So rückte die individuelle Nutzung der Außenbereiche in Form von Balkonen und Terrassen während des Vortrags in den Vordergrund des Entwurfsprozesses. Anhand zahlreicher Videos verdeutlichte Spela Videcnik die Idee den begrenzten Wohnraum durch die gestaltprägenden, individuellen Außenbereiche zu ergänzen.
Die stetige Suche nach dem „slowenischen“ zeigt sich nicht nur im Umgang mit der Landschaft, sondern auch an anderer Stelle. Die Verwendung von heimischem Material und traditioneller Konstruktion zeigt sich besonders deutlich in den „Hayrack Apartments“ in Cerklje, Slowenien. Die auf ein Minimum reduzierten Kosten des sozialen Wohnungsbaus machen eine wirtschaftliche Umsetzung notwendig. Als Vorbild diente Ofis die vernakuläre, von Landwirtschaft geprägte Architektur. Im Besonderen fand die Konstruktion der traditionellen Heuraufe Ausdruck in der Fassadengestaltung des Wohnbaus.
Auf die im Anschluss an ihren Vortrag gestellte Frage nach regionaler oder nationaler Architektursprache antwortete Spela Videcnik entschieden „regional“ und schloss sich so den bereits gehörten Positionen ihrer slowenischen Kollegen an.
Text: Anna-Laura Oldenburg
Bilder: Costa Belibasakis