architectural tuesday | Aljosa Dekleva
Der Entwurf als Forschungsgebiet zielt darauf das Offensichtliche zu hinterfragen und Neues zu schaffen. Über den Entwurfsprozess und das Ergebnis sprach am 09. Dezember 2014 Aljoša Dekleva und gab stellvertretend für das Büro Dekleva Gregorič Arhitekti Einblicke in den Entwurfsprozess und in ihre Auffassung von Architektur.
Das 2003 von Aljoša Dekleva und Tina Gregorič gegründete Büro reiht sich in die Gruppe der jungen, slowenischen Architekturbüros ein und ergänzt die bereits gehörten Vorträge des zweiten , zeitgenössischen Teils der aktuellen architectural-tuesday Reihe „Slowenien“.
Ausgebildet in Ljubljana und auf internationalem Terrain, kehrten die beiden Architekten nach Abschluss des Masters an der AA in London in ihre Heimat zurück und nutzten die politisch bedingten, günstigen Voraussetzungen um als junge Architekten selbstständig zu arbeiten. Im Kontext des Landes zwischen Belgrad und Mailand, zwischen Florenz und Wien, zwischen Ost und West beschreibt Aljoša Dekleva auch seine Projekte als zusammenfassendes Ergebnis diverser Einflüsse. Der Fokus liegt dabei auf ähnlich breit aufgestellten Themen. Den Arbeitsprozess als Forschungsgebiet wahrnehmend, kann das „Neue“ als Hauptziel betrachtet werden. Mit der Frage nach der Überwindung der Norm kam die Erkenntnis, dass es ohne Standard-Situationen niemals Standard-Lösungen geben kann. Der Grund für den augenscheinlich fehlenden Wiedererkennungswert des Büros liegt also auf der Hand. So beschreibt Aljoša Dekleva seine Architektur an erster Stelle als Prozess des Denkens. Eines nämlich haben seine Arbeiten gemeinsam: den Entwurfsprozess und die Art wie Entscheidungen getroffen werden. Dass dabei der Mensch als Nutzer die wichtigste Rolle in der Architektur spielt, untermauerte Dekleva mit dem vergleichbaren Einfluss des Lesers auf die Existenz des Buchs. Mit dem Bewusstsein für den Menschen zu arbeiten, steht die Arbeit des Büros immer auch im sozialen Kontext.
Die Architektur als haptische Arbeit gibt dem Umgang mit Material eine besondere Bedeutung. Aljoša Dekleva und Tina Gregorič ergründen in ihren Projekten die natürlichen Eigenschaften der verschiedenen Materialien, setzen diese auf durchdachte Weise in Beziehung zueinander und beziehen sie stark in den Entwurf mit ein.
Auch das „architektonische Erbe“ des Landes beeinflusst die Arbeit von Dekleva und Gregorič. Dabei liegt das Augenmerk vorallem auf den experimentierfreudigen 60ern und 70ern, welche die Prinzipien von Edvard Ravnikar mit dem Erbe von Joze Plecnik verbindet.
Zusammengefasst bilden die vier Schwerpunkte „Entwurf als Forschung“, „Nutzer“, „Material“ und „Geschichte“ das Fundament der im Anschluss vorgestellten Arbeiten.
Beginnend mit einem Zitat, das besagt, dass der Entwurf des Einfamilienhauses das letzte experimentelle Feld für Architekten sei, startete Dekleva chronologisch mit dem ersten Projekt des damals jungen Büros. Das urbane Ferienhaus XXS-Haus befindet sich in einem denkmalgeschützten Areal der Stadt Ljubljana. Die Dimensionen des ursprünglichen Neben-Gebäudes beibehaltend, umfasst der Neubau eine Fläche von 43 Quadratmetern. Die Herausforderung des kleinen Entwurfs lag also darin, alle benötigten Funktionen im Volumen zu integrieren und das nach Norden ausgerichtete Gebäude mit Sonnenlicht zu versorgen ohne die ursprüngliche Kubatur zu verändern. Anhand klarer Skizzen und Piktogrammen präsentierte Aljoša Dekleva die Lösungen. Ein gen Himmel gerichtetes Dachfenster belichtet das gesamte Gebäude bis zum Erdgeschoss. Der ehrliche Umgang mit den natürlichen Eigenschaften der Materialien spiegelt den Charakter des ursprünglichen Nebenbaus und den Entwurfsansatz des Büros wider.
Das Spiel mit Volumen und der konsequente Umgang mit dem Material zeigt sich auch in den Projekten „Housing Perovo“ in Kamnik, Slowenien und „Clifftop House“ auf Maui. Ersteres beschreibt eine Doppelhaus-Siedlung, deren Kubatur und Ausrichtung zueinander die oft fehlende Privatsphäre solcher Bauprojekte wahrt. Der dunkle Sockel trägt die oberen, holzverkleideten Geschosse, die durch ihr spitz zulaufendes Volumen die Topografie der Gegend widerspiegeln und den Blick auf die Kamniško-Savinjske Alpen frei lassen.
Das auf Hawaii realisierte Projekt fügt sich ähnlich konsequent in die von Steilküsten geprägte Landschaft ein. Das mehrfach gefaltete, holzverkleidete Dach prägt die Erscheinung des Projekts maßgeblich und verbindet die für sich stehenden, einzelnen Räume. Diese orientieren und öffnen sich zum Meer hin. Der offene Bereich zwischen den privaten Räumen dient dem Kochen, Essen und Entspannen. Es wurden hauptsächlich lokale Materialien verwendet, die in ihrer natürlichen Erscheinung sichtbar bleiben.
Die Vielzahl der vorgestellten Projekte macht eins deutlich: Der Widererkennungswert der Projekte liegt im Entwurfsprozess. Die unterschiedlichen Ausgangssituationen führen zu unterschiedlichen Lösungen, deren (Forschungs-) Ergebnis sich stets am Nutzer und Ort orientiert.
Text: Anna-Laura Oldenburg
Bild: Costa Belibasakis