architectural tuesday SS16 | Eva Maria Lang
Nach zwei theoretischen Vorträgen zur Thematik der Reihe, gab uns Eva Maria Lang von KNERER UND LANG Architekten einen Einblick in die Praxis. Das Büro, welches sie seit 1993 zusammen mit Prof. Thomas Knerer führt, gilt für seine Arbeit beim Sanieren von Plattenbauten als konstruktiv und gestalterisch besonders versiert und erfahren.
Die Begrüßung übernahm an diesem Abend Prof. Andreas Denk, den eine lange Freundschaft mit „Efi“ Lang verbindet.
Zur Frage der LUST ODER LAST würde sie entschieden zur LUST tendieren, begann Eva-Maria Lang. Dies möchte sie anhand von 4 beispielhaften Wohnbauprojekten des Büros näher erläutern. Durch einen Zufall kamen sie und Knerer über einen Bekannten, der einen Wettbewerb gewann, an ein Sanierungsprojekt in DRESDEN, was ein Anstoss für einige spätere Projekte in dieser Stadt war. Zu Zeiten der DDR wurde auf dem 8. Parteitag der SED der Bau von 8 Mio. neuen Plattenbauten bestimmt, welche nach der Wende nun als vernachlässigte Strukturen wenig Anklang fanden.
1. VARIATION: Hauptstraße, Dresden
Das erste gezeigte Projekt befindet sich am Goldenen Reiter an der Dresdener Hauptstraße. Mit dem Projekt gewann das Büro den Bauherr Preis für Sanierung als 1. Plattenbauauszeichnung überhaupt.
2. IDENTITÄT: Hochschulstraße, Dresden
Der Sockel und das Treppenhaus dienen zur Fassung des Gebäudes, Gold + Silber als farbliche Identität.
3. AKZEPTANZ: Pragerstraße, Dresden
Beim Projekt auf der Pragerstraße handelt es sich um den 1. Großbau für das Büro KNERER UND LANG. Einwohner erklären das Gebäude zum „längsten Wohnhaus Deutschlands“, wobei ähnliche Projekte in den Niederlanden zu finden sind. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit den Bewohnern und der Stadtleitung, die alle andere Positionen zu dieser, nach dem Vorbild von Corbusier’s „Unité d’Habitation“ errichtet, 330 m langen Megastruktur vertraten. Der allgemeine Wunsch nach dem Wohnen in der Stadt und damit verbundene wirtschaftliche Aspekte ließen für den Besitzer nur eine Sanierung des Komplexes zu. Verschiedene Künstler bauten Modelle im Maßstab 1:20 für eine Ausstellung, die das allgemeine Bild zum Gebäude verbessern sollte. 2006 trug ein Konzert der Pet Shop Boys mit Lichtinstallationen auf der Fassade zur allgemeinen Annahme des Gebäudes hinzu.
Beim Umbau fand das Büro „fürchterliche“ Grundrisse vor. Ein durchgehender Flur streckt sich über eine gesamte Etage und ließ wenig Spielraum für große Eingriffe. Angesetzte Wintergärten zerstörten die horizontale Struktur. Ein neues Farbkonzept wurde etabliert, durchgehende Brüstungen und eine Zentrierung der unteren beiden Öffnungen auf eine Mittlere wurden durchgeführt. Die Maßnahmen waren zu heutigen Standards nicht vollständig denkmalgerecht dienten aber der Intention einer Stärkung des Bestandes.
4. DEMOKRATIE: Studentisches Wohnheim, München
Dieses Projekt fand sich zwischen einer homogenen Bebauung. Es gibt eine sichtbare, außen liegende Tragkonstruktion mit durchgeschobener Fassade und Materialqualitäten. Bei der Entwurfsfindung spielten denkmalpflegerische Aspekte eine wichtigere Rolle als bei den damaligen Projekten in Dresden.
Eine Zonierung innerhalb der Räume mit einer weißen Gestaltung lässt Möglichkeiten zur individuellen Ausbreitung der Studierenden in ihren eigenen vier Wänden.
Am 14. Juni begrüßt die Fakultät Prof. Dr. phil. Karin Wilhelm, die unter dem Titel „Architektur und Identität“ erklärt, was die Architektur der Spätmoderne mit unserer Gegenwart zu tun hat.
Text: Marcel Schmitz
Fotos: Omar Mohseni
Weitere Informationen zum „architectural tuesday“ finden Sie unter: atuesday.akoeln.de