architectural tuesday | Marc Angélil | Nachbericht
Ein Nachbericht von Janina Palaia
Der Architekt und Stadtplaner Marc Angélil beschäftigte sich schon früh mit dem Thema, welche Rolle die Technik in der Architektur einnimmt. So wurde bereits seine Doktorarbeit „Technik und Form in der Architekturtheorie“ mit der Silbermedaille der ETH Zürich ausgezeichnet. Seitdem forscht Angélil unter anderem zu gegenwärtigen Entwicklungen im Städtebau und lehrte an diversen renommierten Universitäten wie der Havard University. Sein jüngst veröffentlichtes Buch „Flux redux: 9 Sites of Experimentation in Stocks and Flows“ beschäftigt sich mit der ambivalenten Rolle der Technologie in der Architektur bei dem Versuch, die Auswirkungen der Architektur auf die Umwelt zu mildern.
Esslinger Dreieck – Städtebauliches Konzept, Esslingen CH 1990-2001
Campuserweiterung IUCN-Hauptquartier, Genf CH 2006-2010
In seinem Vortrag mit dem Titel „HVAC + W&S + E&IT – architectura ex machina“ (einem Verweis auf die große Menge der Technik, welche aktuell Standard beim Hausbau ist), präsentierte Marc Angélil fünf Beispiele aus der Praxis seines Büros aus den vergangenen 30 Jahren. Anhand dieser zeigte er, selbstkritisch- und ironisch, welche Fehler bei dem Versuch, kreislauforientierte Projekte zu bauen, gemacht wurden, welche Rolle die Technik dabei gespielt hat und was man daraus für die Zukunft lernen kann.
Die vorgestellten Fallstudien vereinten das übergeordnete Ziel: Die Auswirkungen der Architektur auf die Umwelt weitestgehend zu reduzieren. Begonnen mit dem ersten Projekt, der Entwicklung eines Dorfzentrums für die Ortschaft Esslingen in der Schweiz (Planungsbeginn 1989), über den Bau eines Flughafenterminals für den Flughafen Zürich (Baubeginn 1997), der Entwicklung des IUCN-Hauptquartiers in Genf (Baubeginn 2006), dem Wettbewerbsentwurf für das Guggenheim Helsinki (2014), bis hin zum zuletzt vorgestellten Projekt, einer autarken Ranch in Kalifornien aus dem Jahr 2016. Eines wurde im Laufe der Vorstellung der Projekte klar: Das Verständnis von einem sinnvollen Einsatz der Technologie um die architektonischen Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, hat sich im Verlauf der letzten 30 Jahre deutlich entwickelt. Weg von dem Verständnis, dass erhöhte Technik automatisch auch die Nachhaltigkeit steigert, hin zu „So wenig wie möglich, so viel viel nötig“ ganz nach dem Motto „Form follows climate“ mit dem Verweis auf den indischen Architekten und Stadtplaner Charles Correa.
So beendete Marc Angélil seinen Vortrag mit einer Lektion der Zuversicht und beantwortete die Frage, nach den neuen Werkzeugen im Anthropozän mit seinem Vortrag als solches: In dem man die neuen Werkzeuge im Anthropozän als die gelernten Lektionen aus vergangenen Fehlern versteht.
Text: Janina Palaia
Fotos: agps architecture ltd. ¦ zurich ¦ los angeles | Larissa Schaffrath