architectural tuesday ws22/23 | Hermann Kaufmann | nachbericht
Ein Nachbericht von Katharina Greshake
Nach einem bewegenden Auftakt mit dem Architekten Johannes Kaufmann begrüßte die Fakultät für Architektur am 22.11.2022 als zweiten Gast der Vortragsreihe „architectural tuesday – Bauen im ländlichen Raum am Beispiel Vorarlberg“ den Architekten und Hochschulprofessor Hermann Kaufmann.
Im Jahr 1955 in Reuthe, Vorarlberg als Sohn einer Zimmermannsfamilie geboren, erklärte Hermann Kaufmann was seine Arbeit als Architekt und den Umgang mit dem Baustoff Holz wesentlich prägte. Nach dem Architekturstudium in Innsbruck und Wien gründete Hermann Kaufmann sein eigenes Architekturbüro in Schwarzach. Neben Hallen für Zimmereien und anderen Gewerben entwickelte sich der Wohn- und Schulbau zu einer Hauptaufgabe seiner Tätigkeit. Seit 2002 ist Hermann Kaufmann am Institut für Bautechnik und Entwerfen der TU München im Fachbereich Holzbau als Professor tätig.
Hermann Kaufmann begann seinen Vortag mit einer Einleitung in die Region Vorarlberg. Diese liegt am Rand der Alpen und ist die Heimat von 400.000 Einwohner*innen. Dort gibt es nur 5 größere Städte (4-50 Tsd. Einwohner*innen) und ist sonst in kleinere Dörfer zersiedelt. Da hier große Teile der Region nicht bebaut sind gibt es keine Bebauungspläne, sondern einen Gestaltungsbeirat, der die Entwürfe sichtet und diskutiert.
Typische Begrenzerwälderhäuser haben einen beheizten Kern, an den die Schlaf-, Koch- und Aufenthaltsräume angrenzen. Daran schließt sich ein Stall mit Strohlager an. Dementsprechend kontrovers wurde das Würfelhaus von Rudolf Wäger von 1960 diskutiert, dass die Vorarlberger Moderne einleitete und damals als zu fortschrittlich galt. Hermann Kaufmann hingegen möchte mit seinen Entwürfen keinen Bruch zur traditionellen Architektur schaffen, sondern möchte diese Bauweisen beibehalten und neu interpretieren.
Auch hat er sich beim Umbau von Bestandsgebäuden bewusst für eine Weiterführung und Modernisierung von historischen Elementen, statt für ein Komplement dessen entschieden. Er beschreibt seine Architektur als bescheidene Gebäude mit einer Materialkontinuität und einer klaren Ausrichtung zur Modernität und Tradition hin. Diese sollen nicht als Gegensatz existieren, sondern eine Gemeinschaftlichkeit fördern.
Zum Ende seines Vortags wollte er die Studierenden noch darauf aufmerksam machen, dass es „in der Konstruktiven Auseinandersetzung spannend sein kann bis zur letzten Schraube zu planen“. Er bat um die „Demut, sich den Grundsätzen des Baustoffs unterzuordnen“, denn „Nichts ist dem Architekten nicht würdig“.
Text: Katharina Greshake
Fotos: Hermann Kaufmann + Partner ZT GmbH | Bruno Klomfar und Adi Bereuter, Aron Groß