architectural tuesday | David Leclerc | Nachbericht
Am 13. November 2018 begrüßten wir den französischen Architekten David Leclerc. Seit 2000 führt er erfolgreich das Architekturbüro David Leclerc Architecture, das in Paris ansässig ist. Zu Beginn seines Vortrags betonte David Leclerc wie sehr er sich freue, Teil unserer Vortragsreihe zu sein. Er selbst sieht sich nicht bw. nicht nur als französischen Architekten, vielmehr als einen Architekten, der in Frankreich lebt und arbeitet.
Zunächst gab Leclerc einen Einblick in die Zeit, bevor sein eigenes Architekturbüro gegründet hat. Die Zeit des Lernens, so Leclerc, war für ihn sehr prägend und von großer Bedeutung, um seine eigene Identität als Architekt zu entwickeln.
Während seiner Schulzeit absolvierte er ein Praktikum bei Ricardo Bofill Taller de Architectura in Barcelona. Er konnte sich nicht im selben Maße für Postmoderne und Neoklassizismus begeistern wie Ricardo Bofill. Vielmehr faszinierten ihn Räumlichkeiten des Büros: „La Fabriqua“ – eine stillgelegte Industrieanlage, die zu einem Architekturbüro umfunktioniert wurde. Er empfand diesen Ort als sehr inspirierend.
Daraufhin arbeitete er bei Jean Nouvel and Associates in Paris. Konzepte, Diskussionen, fächerübergreifende Denkansätze und viele Nachtschichten prägen in dieser Zeit seinen Arbeitsalltag.
Schließlich zog er nach Los Angeles und lernte eine ganz neue Art und Weise kennen Architektur zu entwickeln. Er arbeitete bei Frank O. Gehry für ein Jahr im Bereich des Modellbaus. Hierbei faszinierte ihn die Arbeitsweise vielmehr noch als die Person Frank O. Gehry. Für ein Jahr beteiligte er sich an der Entwicklung der Disney Concert Hall, an der das Büro schon zuvor 5 Jahre gearbeitet hatte.
Nach diesen drei sehr unterschiedlichen Erfahrungen, begann er sich auf drei Arten mit Architektur auseinanderzusetzen: Schreiben, Unterrichten, Bauen.
Nach einer prägenden Begegnung mit dem Schweizer Architekten Albert Frey, der ihn für einen Architekturjournalisten hielt, begann er für das französische Architekturmagazin „L’Architecture d’Aujourd’hui“ zu schreiben. Er schrieb unter anderem über die Werke von Albert Frey und auch Rudolph Schindler.
1994 begann er die Lehre an er University of Southern California. Jetzt, 25 Jahre später, ist er immer noch in der Lehre tätig. Mittlerweile an der École Nationale Supérieure d’Architecture in Versailles. Natürlich steht hierbei die Architekturvermittlung im Vordergrund, aber auch das Lernen und der Austausch mit den Studierenden. Letztes Jahr lud er Prof. Susanne Kohte als Gastkritikerin ein.
Im Jahr 2000 zog er zurück nach Frankreich, nachdem er 10 Jahre in Los Angeles gelebt hatte und gründete sein eigenes Architekturbüro. Im Gegensatz zu vielen anderen Architekturbüros in Frankreich, entwirft er hauptsächlich für private Bauherren. Er gab Einblicke in einige seiner Projekte:
Baldwin house, Big Island, Hawaii, 2005 – 2008
Das Grundstück befindet sich an der Nordküste der Insel Hawaii. Der Bauherr Tom Baldwin, ein Künstler und Landwirt, ist ein Pflanzenliebhaber und -sammler. Das Haus bezieht sich auf die traditionellen Häuser, die auf der Insel zu finden sind. Prägendes Element ist das überdimensionale Dach unter dem sich der Wohnraum befindet.
Das Haus besteht aus zwei Etagen, denn der Bauherr wünschte sich eine klare Schwelle zwischen seiner Arbeit, die täglich auf dem Feld stattfindet und seiner Freizeit. Zudem ermöglicht ihm die höher gelegene Etage Ausblicke in die Ferne.
Im Erdgeschoss befinden sich der Wohnraum, zwei Atelierbereiche, ein Arbeitszimmer und eine Bibliothek. Im Obergeschoss sind die Kinderzimmer und das Elternschlafzimmer untergebracht. Die komplette Erschließung befindet sich außen unter dem Dach.
Das Wohnhaus basiert auf einem klaren Raster. Um es vor Tropenstürmen und Hurricanes zu schützen, wurden die Holzrahmen durch Stahlrahmen ergänzt.
Zudem besitzt das Haus ein natürliches Kühlungssystem, Regenwassersammelanlage und Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung, die im Glasdach integriert sind.
Alcazar, Château Lafite, 2013-2015
Bei dem Bau handelt es sich um einen Veranstaltungsraum und ein Empfangsbereich eines bekannten Weingut in Pauillac.
In der näheren Umgebung des Grundstücks befindet sich ein unter Schutz gestelltes Schloss und eine unterirdische Winzerei, die sein erster Arbeitgeber, Ricardo Bofill, entworfen hat.
Der Wunsch des Bauherren war es, dass der Neubau eins wird mit der Umgebung und den Anschein vermittelt schon immer da gewesen zu sein. Die Kubatur des Neubau bezieht sich somit auf Bauten in der Umgebung.
David Leclerc entschied sich dafür, ein Bestandgebäude mit einem Anbau zu ergänzen und den Fokus auf die Konstruktion des Gebäudes zu setzen. Seine Wahl viel auf massive Steinblöcke mit den Maßen 1,0 x 0,5 x 0,5 m.
Die Wände besitzen keine Dämmung, somit ist der Stein sowohl von Außen als auch von Innen sichtbar. Um dennoch die Dämmvorschriften einzuhalten, wurde eine weitere Dämmebene in Boden und Dach integriert.
Eine große Glasfront, die vollständig in der Wand verschwinden kann, ermöglicht einen Blick in den Park und die Weinberge.
Bargenale I, Venice 2015
Das Projekt wurde innerhalb von einem Monat geplant und umgesetzt. Hierbei handelt es sich um ein temporäres Projekt mit dem Charakter eines Zeltes, das an verschiedenen Orten stehen kann.
Die Auftraggeber, Michele Lamy und Rick Owens, zwei in Paris lebende Designer, wünschten sich einen privaten Veranstaltungsort in Venedig während der Kunstbiennale 2015, der sich auf einem Boot befinden sollte.
Somit fiel die Wahl auf eine ehemalige Autofähre. Auf ihr wurde eine höhergelegene 300 Quadratmeter große Plattform errichtet, um einen bessern Ausblick zu gewährleisten.
Es wurden Gerüstelemente verwendet und ein Dach ausgebildet, um einen Teil des Freiraums vor der Witterung zu schützen. Die öffentlichen Bereiche wurden mit geschwärzten Sperrholzplatten versehen, das Dach erhielt eine verzinkte Wellblechabdeckung.
Bei dem Projekt spielten die Leichtigkeit des Materials, der schnelle Ab- und Aufbau und die Recyclebarkeit eine große Rolle. Es war ein flüchtiges Projekt, dennoch hinterließ es einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern, so Leclerc.
Fotos: TH Köln Fakultät für Architektur / Fabio Burghardt