architectural tuesday | Diskussionsrunde | 28. Juni 2016
Käseglocke, Umbau oder Abriss?
Zum Umgang mit einem ungeliebten Baubestand.
Nach inspirierenden Vorträgen aus Theorie und Praxis laden wir zum Abschluss der Vortragsreihe „Lust oder Last? Architektur der 60er und 70er Jahre“ ein zu einer Diskussionsrunde über den Umgang mit dem Baubstand dieser Zeit.
Wir wollen diskutieren und herausarbeiten, welche unterschiedlichen Kriterien und Argumente beim Erhalt und der Vermittlung von Werten der Architektur der 60er/70er Jahre geeignet sind. Dazu eingeladen haben wir die Diskussionsteilnehmer:
Dr. Martin Bredenbeck
„Rückblick auf das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 – eine zweischneidige Sache: einerseits breite Durchsetzung einer Wertschätzung für historische Bausubstanz, besonders die Bauten des 19. Jahrhunderts, andererseits eine bis heute wirkende Modernefeindlichkeit und Unfähigkeit, mit der damaligen Moderne umzugehen. Wir müssen weniger über Qualitäten diskutieren (die offensichtlich sind), sondern über Architekturpädagogik nachdenken; das ist die vielbeschworene Baukultur.“, Dr. Martin Bredenbeck.
Dr. phil Martin Bredenbeck, geboren 1977 in Mülheim/Ruhr. Nach dem Studium der Philosophie, Mittelalterlichen und Neueren Geschichte, Klassische Archäologie und Kunstgeschichte in Bonn absolvierte er seine Dissertation „Zur Zukunft von Sakralbauten im Rheinland“ in Kunstgeschichte, die mit dem Paul-Clemen-Preis 2011 und dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung 2012, 2. Preis ausgezeichnet wurde.
Seit 2011 arbeitet er als wissenschaftlicher Referent beim Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) und ist hauptsächlich für die Bereiche Baukultur und Denkmalpflege verantwortlich. Ab Juni 2016 wechselt er als Geschäftsführer zum Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Er lehrt Kunstgeschichte in Bonn und Architekturgeschichte an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden.
Martin Bredenbeck ist Gründungsmitglied der Initiative Beethovenhalle und der Werkstatt Baukultur Bonn, zudem Mitglied bei ICOMOS Deutschland, im Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege und im Verband Deutscher Kunsthistoriker. Er forscht u.a. zu den Themen Architektur, Städtebau und Baukultur insbesondere des 19. bis 21. Jahrhunderts, Sakralbau der Moderne, Denkmalpflege.
Dr. Helmtrud Köhren-Jansen
„Die materielle Konservierung von Baudenkmälern ist das oberste Ziel der Denkmalpflege. Gleichwohl ist eine radikale Substanzerhaltung in aller Regel illusorisch. Eine solche „Käseglocken-Denkmalpflege“ setzt eine museale Nutzung des Baudenkmals als Exponat seiner selbst voraus, die nur selten erreicht werden kann. Die Suche nach Kompromissen ist daher das Alltagsgeschäft der Denkmalpflege. Es muss allerdings immer wieder aufs Neue ausgelotet werden, wie weit die Kompromissbereitschaft gehen darf. Schließlich soll das Denkmal als baugeschichtliche Quelle, als authentisches Zeugnis erhalten bleiben.“ , Dr. Helmtrud Köhren- Jansen
Dr. Helmtrud Köhren-Jansen M.A. ist seit 1993 im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland tätig. Nachdem sie als wissenschaftliche Referentin zunächst 16 Jahre in der Bau- und Kunstdenkmalpflege u.a. für Krefeld, Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss zuständig war, ist sie seit 2011 in der Abteilung Inventarisation mit der Begutachtung von potentiellen Baudenkmälern befasst. 2015 hat sie die Leitung dieser Abteilung übernommen. Ihr Studium der Kunstgeschichte und der Archäologie, das sie an der Universität in Köln absolvierte, schloss sie – nach einem zweijährigen Stipendium an der Bibliotheca Hertziana in Rom – 1991 mit der Promotion ab. Zwischenzeitlich war sie vier Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Labor für Dendrochronologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Köln mit Fachwerkbauprojekten betraut.
Martin Struck
Seit 2001 ist der Architekt und Bauassessor Martin Struck Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln. Nach seiner Ausbildung zum Bau- und Möbeltischler studierte er Architektur an der RWTH Aachen und am Department of Architecture at the University of Bristol, GB. Er war städtischer Baudirektor, Entwurfsarchitekt und Leiter des Hochbauamtes der Stadt Meerbusch sowie Geschäftsführer des SIM (Service Immobilienmanagement). Als Diözesanbaumeister und –konservator ist er heute zuständig für Bauberatung und Ausstattungsbetreuung von denkmalgeschützten Kirchen.