architectural tuesday | Daniel Wendler | Nachbericht
Als abschließenden Vortrag durften wir am 12.11.2019 Daniel Wendler im LVR Landeshaus begrüßen. Die Vortragsreihe thematisiert anlässlich des 50. Todestag das Leben und die Werke von Mies van der Rohe. Der Vortrag mit dem Titel „Grundinstandsetzung Neue Nationalgalerie Berlin“ handelt von einer zur Zeit noch aktuellen Thematik über den Weltarchitekten.
Nach einer Ausbildung zum Maurer und dem Architekturstudium an der Technischen Universität Berlin ist Daniel Wendler als Architekt tätig. Seit 2005 arbeitet er bei David Chipperfield Architects Berlin. Als Projektleiter ist er dort für die Planung und künstlerische Bauoberleitung zahlreicher Projekte verantwortlich, unter anderen für das Interior Design des Empire Riverside Hotel in Hamburg, das Peek & Cloppenburg Weltstadthaus in Wien, den Umbau und die Sanierung der Kaisergalerie in Hamburg und die Grundinstandsetzung der Neuen Nationalgalerie Berlin.
Als einer der international bekanntesten Architekten unserer Zeit beschäftigt sich das Büro David Chipperfield sowohl in seinen eigenen Entwürfen mit den Prinzipien Mies van der Rohes, als auch bei der Restaurierung der Berliner Neuen Nationalgalerie. Daniel Wendler leitet dieses Projekt der Wiederherstellung von Mies einzigem Nachkriegsbauwerk in Deutschland.
Die Grundinstandsetzung des Gebäude, welches wie ein Tempel auf einem Sockel steht, ist ein langwieriges Verfahren. Die Planung begann in 2012 und seit 2015 ist die Galerie aufgrund der Umbauten geschlossen worden.
In den ersten Schritten wurde der jetzige Zustand des Gebäudes festgestellt, indem die Probleme analysiert und Sicherheitsrisiken erfasst wurden.
Darunter fällt unter anderem die Hüllensanierung der Außenfassade, welche aus relativ dünnem Glas gebaut wurde und so statisch unterdimensioniert ist. Außerdem herrschen durch fehlenden Brand- und Rauchräumen unzulässige Brandmaßnahmen, es sind zu kleine Lager vorhanden und durch Wurzelbildung sind Terassenplatten im Außenbereich angehoben. Dazu kommt, dass die allgemeine Haustechnik in die Jahre gekommen ist.
Als Grundlagen für die Sanierung dienten Bau und Montagepläne aus Archiven, sowie Fotosammlungen, welche teilweise von Zeitzeugen stammen.
Die Planer setzen sich mit dem Raumprogramm auseinander und stellten Fehlbelegungen, wie den Verschluss durch eine Garderobe und dem Shop im Treppenbereich, fest.
Denkmalpflegerische Schutzbereiche wurden erfasst und nur durch minimal sichtbare Eingriffe, die zu einer barrierefreien Erschließung führten, optimiert.
Eine additive Ergänzung fand unter dem Podium statt, wo ein zusätzliches Depot geplant wurde.
Insgesamt wurden 40000 Bauteile demontiert, gelagert und wieder eingebaut. Ein Grund dafür war unter anderem die Fußbodenheizung und Kühlung, wegen welcher alle Platten demontiert werden mussten.
Am Dach wurde nahezu nichts gemacht und mit der Stahlkonstruktion gab es auch keine Probleme. Dagegen gab es Schwierigkeiten bei der Stahlglasfassade, an der sich im Winter Kondensat an den Scheiben bildete und es wurden Glasbrüche festgestellt. Diese wurden dann durch zweigeteilte Gläser ersetzt.
Die Fassade musste ausgesteift werden, da unter anderem durch die Windlast Wechselwirkungen mit dem Dach stattfanden. Dadurch entstanden auch windschiefe Formate für Scheiben, was ein Kostenproblem durch die Anfertigung solcher Sonderbautreile darstellte. In diesen und vielen weiteren Aspekten der Instandsetzung war eine enge Zusammenarbeit mit Tragwerksplaner und Bauphysiker sehr wichtig.
In der Kernphase waren acht Architekten mit verschiedenen Spezialisierungen mit dem Projekt beschäftigt. Darunter Daniel Wendler als Leiter dieser Baumaßnahme. Somit konnte uns der Architekt einen spannenden Einblick mit vielen Details in den umfassenden Prozess der Sanierung des Gebäudes von Mies van der Rohe geben und war so der perfekte Abschluss einer gelungenen Vortragsreihe.
Text: Jakob Schäfer
Bilder vom Vortrag: Fabio Burghardt
Quellen: Neue Nationalgalerie, Innenansicht & Außenansicht