architectural tuesday Belgien | Sofie de Caigny | Nachbericht

Zur Einleitung unserer aktuellen Vortragsreihe „Regionale Tendenzen in der belgischen Architektur“ begrüßten wir Dr. Sofie de Caigny in unserer Fakultät. Sie wurde eingeladen, um einen Einblick in die Entwicklung belgischer Architektur zu gewinnen. Im Januar wird sie ihr Amt als Direktorin im Flämischen Architekturinstitut (Vai) antreten.

Prof. Dr. Daniel Lohmann begrüßt Dr. Sofie De Caigny
Prof. Dr. Daniel Lohmann begrüßt Dr. Sofie De Caigny

Schon bei der Ansprache durch Prof. Dr. Daniel Lohmann, der die Belgierin herzlich begrüßte, wurde eines deutlich: Belgien ist ein Land voller Kontraste, dessen Architektur stark durch seine Geschichte geprägt wurde.
Dr. Sofie de Caigny beginnt ihren Vortrag mit der Ausstellung „30 Jahre Architekturgeschichte in Flandern“ , die sie im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt kuratierte.

Ausstellung „Wonderjaren. 30 jaar architectuur in Vlaanderen“
Ausstellung „Wonderjaren. 30 jaar architectuur in Vlaanderen“

Die Teilung des Landes in Wallonien und Flandern ist auch in der Architektur spürbar:
Während das niederländische Flandern auf Skandinavien blickt und modern sein möchte, fokussiert sich die wallonische Region auf historische Stile. Selbst bei der Biennale in Venedig im Jahre 1991 hat Belgien unter dem Namen „Flandern“ teilgenommen.

In den 70ern gab es viele verschiedene Richtungen in Belgien, was unter anderem auch stark durch die Einteilung des Landes in Wallonien und Flandern begründet ist.
Architekten hatten es zu dieser Zeit schwer, da es keine allgemeinen Richtlinien, Wettbewerbe, Ausstellungsflächen oder kritische Magazine gab, welche einen Ort zum Austausch und zur Diskussion ermöglicht hätten. Positiv war jedoch, dass die jungen, arbeitslosen Architekten ihre Zeit nutzen, sich durch Lesen und Zeichnen selbst weiterzubilden.

Diese Situation änderte sich, als Geert Bekaert, ein Architekturkritiker, einen kritischen Text über die belgische Architektur veröffentlichte. Auch Magazine wie A+ und Arch+ haben stark dazu beigetragen, eine Diskussion über Architektur zu ermöglichen. Die Architektur gewann an Bedeutung in der Kunstszene und wurde – wie zum Beispiel auf der Kunstausstellung ‚Chambre d’ami’ zum ersten mal auch ausgestellt. Der Einfluss der Kunstszene ist heute in der Architektur spürbar, wie beispielsweise bei den „Architecten De Vylder Vinck Taillieu“.

 

Architecture Museum Foundation: „Competition for an architectural museum“
Architecture Museum Foundation: „Competition for an architectural museum“

 

Architecten De Vylder Vinck Tallieu: Dienstencentrum Ledeberg
Architecten De Vylder Vinck Tallieu: Dienstencentrum Ledeberg

Heute gehört es für Sofie de Caigny zur Charakteristik/DNA einer guten Architektur, sich stark auf junge Talente zu fokussieren, und diese zu fördern. Daher gibt es in Flandern zahlreiche Projekte für junge Architekten.

Auch gibt es eine Vorschrift für öffentliche Gebäude, einen gewissen Anteil an Kunst zu integrieren. Die Herausforderung, mit Kontrasten und Heterogenität umzugehen, hat das Land gestärkt.

Gijs Van Vaerenberg: Reading between the lines
Gijs Van Vaerenberg: Reading between the lines

Abschließend stellt Sofie de Caigny ihr Land in selbst formulierten keywords dar:

Scarcity / Imagination / Precision / Observation / Opportunities / Pleasure / Everyday / Generosity / Dignity / Craftmanship / Dialogue / Acceptance / Surrealism / Detail

Sabine Schmidt, Dr. Sofie de Caigny und Prof. Dr. Daniel Lohmann
Sabine Schmidt, Dr. Sofie de Caigny und Prof. Dr. Daniel Lohmann

 

Text: Birte-Sophie Bülzebruck
Fotos: Präsentation Sofie de Caigny / Lucas Wölfl