architectural tuesday | Anna Jessen

Am Dienstag, den 24.11.2015 war die Architektin Anna Jessen vom Baseler Büro jessenvollenweider bei uns zu Gast und hielt einen wortgewandten Vortrag über das Thema Konsequenz in der Architektur.

jessen_vortrag2Anna Jessen, jessenvollenweider

Mit ihrem Kollegen Ingemar Vollenweider gründete Anna Jessen 1999 das Büro jessenvollenweider architektur, das seitdem etliche Wettbewerbe und Preise gewann.
Anna Jessen sieht die Konsequenz in der Architektur nicht als Kategorie. Zwar könne ein Entscheidungsweg konsequent sein, nicht aber ein Haus. Der Begriff der Konsequenz komme nicht im Büroalltag vor und auch die Geradlinigkeit passe nicht zu ihrer Arbeit. Jedoch kann ein Gebäude Kohärenz aufweisen, wie das Haus ohne Eigenschaften von O. M. Ungers: ein gebautes Beispiel für die konsequente Radikalität des Weglassens.

jessen_vortrag

Zudem widerspricht die Architektin der These, dass die Schweizer Architektur konsequenter sei als in anderen Länder und vermutet ein Selbstverständnis der Profession in der Schweiz als wichtiger Faktor.

Die Professorin für Entwerfen und Raumgestaltung an der TU Darmstadt erklärte anhand von Arbeiten des Büros wie die Architektur in Zusammenhang mit der Materialität steht.
Zuerst erläuterte Jessen, dass Architektur immer geschützter wird: Brandschutz, Lärmschutz, etc. sind Kategorien mit denen man Architektur quantifizierbar machen kann. Zudem erliegen Baustoffe dem Stoffwechsel. Durch neue Systeme und Materialien werden sie zum Hybrid wie
z. B. ein Holz-Kunststoff-Verbund oder Holzfenster mit Aluminium überzogen, eingesetzt beim Verwaltungszentrum in St. Gallen, dass 2012 von jessenvollenweider fertiggestellt wurde.

annajessen

Auch ein Materialwechsel wird zum spannenden Thema: bei dem Wohnprojekt am Schaffhausserrheinweg in Basel setzten die Architekten ein Gebäudeensemble aus vier Neubauten ans Ufer des Rheins und schufen durch holzverkleidete Veranden rund ums Gebäude einen Filter zum Wohnraum, in dem gleichzeitig ein Materialwechsel vonstatten geht.

Die Architektin versteht sich als Moderatorin kollektiver Prozesse und sieht die Verknüpfung von Technik und Industrie als Teil der Architektur. Auch die Nutzung der Technik zu einer besseren Ökobilanz steht im Vordergrund.

Am Dienstag, den 1. Dezember ist Andreas Bründler vom Büro Buchner Bründler AG zu Gast beim architectural tuesday.

Fotos: Gerit Godlewsky
Text: Lynn Kunze