Workshop in Boisbuchet | Nachbericht
庭 NIWA – A NEW GARDEN FOR THE JAPANESE HOUSE
Ein Tag in Paris und eine Woche im Garten der Domain de Boisbuchet
Im August dieses Jahres fand auf der Domaine de Boisbuchet in Frankreich ein internationaler Workshop zur Planung und Umsetzung eines Gartens für ein japanisches Haus statt. Sechs Studentinnen der TH Köln machten sich mit Prof. i.V. Susanne Kohte auf den Weg dorthin, auf der Hinfahrt machten sie einen Zwischenstopp in Paris.
Paris
Ungefähr 14 Kilometer östlich des Hauptstadtzentrums legten wir unseren ersten Stopp in einem Vorort namens Le Raincy ein. Dort steht die 1922von Auguste Perret aus Beton erbaute Kirche Notre Dame.
Unser nächstes Ziel war die Wohnsiedlung „Résidence Victor Hugo“ von Fernand Pouillon, einer Anlage aus den 50er Jahren.
Am nächsten Morgen spazierten wir durch den Parc de la Vilette, ein ehemaliges Schlachthofgelände auf dem seit 1983 Bernard Tschumis dekonstruktivistische Folies,Wege und Flächen, Park völlig neu interpretieren.
Abgerundet hat unseren Halt in Paris die nordwestlich von Paris erbaute Villa Savoye von Le Corbusier. Nachdem wir unser Wissen zu den von Corbusier formulierten 5 Punkte zu einer neuen Architektur auf die Probe stellten und etwa eine Stunde Fotos und unzählige Rundgänge machten, setzten wir unsere Reise nach Boisbuchet fort.
Boisbuchet
Mitten in Frankreich nahe Portier befindet sich die Domaine de Boisbuchet, wo Alexander von Vegesack vor ca. 25 Jahren anfing, Künstler, Designer, Architekten und Studierende zusammen zu bringen um Methoden, Techniken und Wissen zu teilen und zu experimentieren. In verschiedenen Workshops, mit Berühmtheiten wie z.B. Shigeru Ban oder Alvaro Siza entstanden Experimente und Pavillons, die auf dem Gelände realisiert wurden.
Die Sammlung an Projekten wuchs, 2006 kam auch ein kleines japanisches Gästehaus hinzu. Es wurde um 1860 in Japan erbaut und war eine Spende des NPO Japan Kominka Research Institute in Kooperation mit der Keio University an die Domaine. Voraussetzung war es, das Gästehaus an einen von ihnen ausgesuchten Standort wieder zu errichten.
Die Wahl fiel auf einen besonderen Ort: im Rücken der Wald, zur Linken der Fluss und mit Blick auf die anderen Gebäude der Domaine, wie z.B. das Schloss oder die Mühle am Wasser.
In dieser Situation existierte das Haus nun die letzten Jahre:
Ein japanisches traditionelles Haus mitten in einem europäischen Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts.
Es war von Anfang an klar, dass daran gearbeitet werden musste.
Aus diesem Grund fand in diesem Sommer ein internationaler Workshop statt, der die Verbindung des japanischen Hauses zum umgebenden Landschaftsgarten thematisierte. Geleitet wurde er von Susanne Kohte und Hiroshi Nakao, einem japanischen Künstler und Architekten. Gemeinsam mit den 12 Teilnehmern sollte im Workshop ein Garten für das japanische Haus als Verbindung zum Landschaftsgarten der Domian de Boisbuchet entworfen werden.
Wie nähert man sich einem solchen Thema?
Der Landschaftsgarten der Domaine wird in den nächsten Jahren um Elemente der ursprünglichen Planung von 1864 ergänzt werden: Baumpflanzungen und die Wiederherstellung wichtiger Sichtbeziehungen und Wege in großem Maßstab. Diese mussten jedoch so verändert werden, dass auch das Japanische Haus in diesem Ensemble seinen Platz finden konnte.
Gleichzeitig galt es, sich mit dem kleinen Maßstab des japanischen Hauses an seinem Herkunftsort auseinander zu setzen und seinen Innenraum mit der ursprünglichen Beziehung von Innen zu Außen zu untersuchen. Interessant wurde dann die Beschäftigung mit dem Maßstab zwischen dem kleinen Garten um das Haus und dem großräumigen Landschaftsgarten: So kristallisierte sich im Laufe der Woche heraus, dass ein eigenständiger Garten entstehen sollte, der die beiden Maßstäbe verbinden kann.
Über Zeichnungen, Modelle und eins zu eins Versuche entstand so im Laufe der Woche ein Mock-Up des geplanten Gartens.
Ein Labyrinth mit verschiedenen Ort- und Wegsituationen, die dem Besucher ermöglichen sich Schritt für Schritt dem japanischen Haus zu nähern, es aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, von innen heraus seine Umgebung zu beobachten und wieder zu verlassen.
Der Garten wird nun im kommenden Jahr nach und nach verwirklicht und in ein paar Jahren blühen dann Kirschbäume am japanischen Haus in Frankreich.
Teilnehmerinnen:
Kim Band, Niederland
Mia Baraka, Libanon
Heena Bhargava, Indien
Chen Yi-Chen, Taiwan
Eva Girzalsky, Deutschland
Anna Majehrke, Deutschland
Misaki Nakahata, Japan
Hannah Nowak, Deutschland
Nora Okko, Deutschland
Julia Schröder, Deutschland
Huang Shih-Chieh, Taiwan
Text: Hannah Nowak und Eva Girzalsky
Bilder: Hiroshi Nakao, Alina Cristea, Eva Girzalsky, Susanne Kohte
Video: Diego Degalo und Alina Cristea©CIRECA-Domaine de Boisbuchet