Sebastian Díaz de León

NACHBAERICHT
urban fragment observatory – Stories against Demolition
Nach zwei spannenden Vorträgen in Kaiserslautern begann am 3. Juni, die architectural tuesday-Reihe mit dem ersten Termin an der TH Köln. Im Karl-Schüssler-Saal begrüßten wir Sebastian Díaz de León, der das Kollektiv urban fragment observatory [ufo ufo], indem er selbst Mitglied ist, vorstellte.
Zum Einstieg gab Díaz de León Einblicke in die Arbeit des Kollektivs, das sich kritisch mit dem Umgang mit Bestandsarchitektur auseinandersetzt. Ziel der Gruppe ist es, den architektonischen und sozialen Wert gefährdeter Gebäude sichtbar zu machen und neue Perspektiven für deren Zukunft zu eröffnen. Zentrale Methode des Kollektivs ist das „visiting“ – das physische Aufsuchen von Gebäuden. Nur so lasse sich erfahren, was sich zwischen den Wänden abspielt und wie sich Räume im gelebten Alltag anfühlen.
Im Mittelpunkt des Vortrags stand das Projekt IVRY-AFFAIRES (2023), ein Film, der das Leben und die Perspektiven der Bewohnerinnen des Wohnhauses Les Étoiles d’Ivry von Jean Renaudie und Renée Gailhoustet in Ivry-sur-Seine bei Paris dokumentiert. Gemeinsam mit den Anwohner*innen entwickelte das Kollektiv eine filmische Inszenierung, die deren Alltagsrealitäten erfahrbar macht. Es sollte, durch künstlerische Mittel der emotionalen Wert des Hauses vermitteln werden und auf außerdem auf das Potenzial der bestehenden Architektur aufmerksam gemacht werden – als klares Plädoyer für ihren Erhalt.
Zu den jüngeren Arbeiten von ufo ufo zählt auch ABRISSTOP! (2023), eine performative Intervention gegen den Abriss gefährdeter Bauten, die ebenfalls im Vortrag vorgestellt und diskutiert wurde.
Darüber hinaus zeigte sich Díaz de León auch als Kurator und Herausgeber: Als Mitinitiator des Buchs VISITING – Inken Baller & Hinrich Baller (2022) begleitete er die gleichnamige Ausstellungsreihe in Berlin, Hamburg, Kassel und Zürich. Sein Engagement spiegelt eine vielseitige Auseinandersetzung mit Architekturgeschichte, Bestand und möglichen Zukünften des Gebauten wider.
Die kreative Herangehensweise, mit der ufo ufo den Diskurs um den Erhalt von Architektur bereichert, stieß auch bei unseren Studierenden auf großes Interesse. Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion – nicht im Hörsaal, sondern in entspannter Atmosphäre draußen am neuen Kiosk Kante, einer temporären Installation, initiiert von Studierenden der Fakultät.

VITA
Sebastian Díaz de León
urban fragment observatory [ufo ufo] ist ein Raumforschungskollektiv aus Berlin. Der Schwerpunkt liegt auf der Schaffung neuer urbaner Narrative, anhand derer Städte heute demokratischer und ökologischer geplant und gebaut werden können. Durch die Arbeit mit unterschiedlichen Medien – häufig dem Film – als Dokumentations-, Erzähl- und Kommunikationsinstrument entstehen unsere Projekte in unterschiedlichen Formen; Projektionen im Stadtraum, Ausstellungen, Performances und aktivistische Interventionen oder Workshops. Dieser Ansatz ist für ufo ufo eine Möglichkeit, über Stadtpolitik und Architektur möglichst schwellenlos und auf verständliche Art und Weise mit Menschen in Austausch zu kommen.