„Meisenheimers Haus ist nicht geschwätzig, es erzählt nicht selbst Geschichten. Es bringt andere dazu, welche zu erfinden.“
Wolfgang Pehnt 1986
das Haus
In Köln Weiden steht ein besonderes Haus. Die Straßenfront ist zusammengesetzt aus schwarzen und weißen geometrischen Körpern, und wirkt geschlossen. Betritt man das Haus, öffnet es sich und es finden sich großzügige Blicke in Hof und Garten, sowie gut proportionierte und klug organisierte Wohnräume. Das Haus ist nicht groß und wirkt introvertiert, hat aber ein großes und vielfältiges Raumangebot. Man spürt schnell, dass man in einem Haus ist, das Ruhe und Konzentration fördert. Es wurde 1976-77 nach Plänen des Architekten Wolfgang Meisenheimer für einen anderen Bauherrn erbaut, in den 1980er Jahren von der Familie des Architekturhistorikers Wolfgang Pehnt erworben. Es ist ein sehr zeittypisches, hoch qualitätvolles Beispiel für die Wohnhausarchitektur der späteren Nachkriegsmoderne.
die Bibliothek
Wolfgang Pehnt schrieb in diesem Haus viele seiner bedeutenden Architekturbücher. Seine umfassende und exquisite Bibliothek befindet sich weiterhin im Haus. Es handelt sich um eine hochkarätige Arbeitsbibliothek mit über 100 Regalmetern Literatur zur Architektur, Architekturgeschichte und Kunst- und Designgeschichte, gesammelt von einem der führenden Architekturhistoriker Deutschlands über Jahrzehnte. Wolfgang Pehnt beschreibt die Sammlung mit „Schwerpunkte liegen bei Epochendarstellungen vorwiegend des 19. bis 21. Jahrhunderts, bei Monografien und nach Ländern, Orten und Bauaufgaben geordneten Publikationen. Allgemeine Kunstgeschichte und Design sind gleichfalls vertreten. Köln nimmt entsprechend meinem langjährigen Wohnsitz in dieser Stadt einen besonderen Platz ein.“
das Projekt
Mit dem Umzug Pehnts ist ab 2023 die Fakultät für Architektur der TH Köln mit verschiedenen Partnern im Haus zu Gast. Nicht nur dürfen drei unserer Studierenden das Haus bewohnen, sondern wir werden es als Ort und Objekt des Studiums und der Lehre und für weitere Veranstaltungen nutzen.
Geplant ist eine schrittweise Umwandlung des Hauses in ein bewohntes Studienzentrum für Architektur und Architekturgeschichte. Es soll mittelfristig allen interessierten Studierenden, Mitarbeitern und Wissenschaftlern offenstehen. Die Wohnräume des Hauses werden hierfür für Lehrveranstaltungen, kleinere Seminare, sowie Arbeitsplätze für Forschungstätigkeiten umgewandelt werden.
UNSERE GESCHICHTE VOM PEHNTHAUS
Das Pehnthaus erzählt nicht selbst Geschichten. In der Nutzung und als Experiment ‚in progress‘ aber wird es lebendig. Hier entstehen Erkenntnisse, werden Eindrücke gesammelt, Veranstaltungen und Seminare organisiert. Neben der Dokumentation in diesem Blog ergänzt ein Instagram-Account mit aktuellen Eindrücken unsere Geschichte vom Haus. Denn das Pehnthaus befindet sich in einem ständigen Wandel zwischen Studienzentrum, Veranstaltung und Wohnen.
11_10_2023
unser aller Haus
Im Wintersemester bespielen die Bewohnerinnen des Hauses das Wohnzimmer mit einer eigenen, studentischen Veranstaltungsreihe mit dem Titel „unser aller Haus“. Der Eröffnungsabend stimmt ein auf eine atmosphärische, nachdenkliche, aber bunte Reihe!
20_09_2023
Detailverliebte Bauaufnahme
Im Bachelormodul ‚Architekturwissenschaften‘ beschäftigt sich eine Gruppe mit einer Bauaufnahme des Penthauses. Sie klettern auf das Dach, vermessen die Fliesen, sitzen mit Zollstock und Bleistift im Badezimmer. Heraus kommen fabelhafte Zeichnungen, die sie in der Hochschule präsentieren.
08_08_2023
Besuch der Bauherrin
Ein weiterer Höhepunkt dieser Geschichte ist ein Treffen mit den ursprünglichen Bauherren. Bei Tee und Keksen sprechen wir über Pläne und Zufälle, Lieblingsorte und schwierige Ecken. Wenn auch seit Baubeginn 50 Jahre vergangen sind, uns verbindet das Erleben des selben Hauses.
27_07_2023
Ergebnisse im Forschungsmodul
Das Mastermodul ‚Forschung‘ schließt mit spannenden Erkenntnissen zu bauhistorischen Fragestellungen wie der Ausstattung, Farbigkeit oder der Entwurfstheorie des Hauses ab. Die Studierenden bauen ein Modell des Ursprungszustands und benennen jegliche Pflanze auf unserem Grundstück!
29_06_2023
das Pehnthaus – der Film
Nachdem der Filmemacher Bernd Weishaupt vor einigen Jahren Wolfgang Pehnt in seinem Wohnhaus interviewte, dokumentiert er die Geschichte des Hauses nun weiter. An mehreren Ereignissen begleitet er uns, unter anderem bei einen Besuch Meisenheimers zu seiner Idee des Hauses.
22_06_2023
Farbe im Pehnthaus
Im Mastermodul ‚Forschung‘ besuchen uns Prof. Adrian Heritage und Jacky Beumling vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der TH Köln. Wir lernen über „Befunde“ und „Bestand“ und denken gemeinsam über die ursprüngliche Farbigkeit des Hauses nach.
15_06_2023
Wolfgang Pehnt zu Gast
Der Namensgeber von Haus Pehnt stellt sein neuestes Buch im Rahmen der ‚Salongespräche‘ vor. Aufmerksam betritt der Architekturkritiker sein eigenes Haus, schlagfertig gestaltet er Vortrag und Gespräch. Der Abend berührt. Unbeantwortet bleibt die Frage, wer hier eigentlich bei wem zu Gast ist.
Energie im Pehnthaus
Mit dem Besuch Pehnts empfangen wir auch seinen Sohn Martin, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des ifeu, Heidelberg. Bei sommerlichen Temperaturen besprechen wir zusammen mit Thorsten Burgmer von der TH Köln im Rahmen des Seminars ‚Forschung‘ die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden. Das Pehnthaus dient dabei als Beispiel.
25_05_2023
Wolfgang Meisenheimer zu Gast
Zu den Salongesprächen stellt auch Wolfgang Meisenheimer das dieses Jahr erschienene Buch „Meine sieben Wege zur Baukunst“ vor. Damit reiht sich der Abend ein in die abwechslungsreiche Reihe. Amüsiert, nachdenklich und berührt verließen die letzten Gäste in den späten Abendstunden das Haus.
20_04_2023
Eröffnung der „Salongespräche“
Rund 45 Gäste finden zu der Eröffnung der Veranstaltungsreihe „Salongespräche mit Buch“ Platz im Wohnzimmer. Ein lockeres Gespräch mit den Initiatoren der Reihe, Florian Kluge, Peter Köddermann und Daniel Lohmann stimmt ein auf eine spannende Reihe.
31_03_2023
Erstes Seminar
Das Modul „Forschung“ der Mastervertiefung Denkmalpflege und Planen im Bestand befasst sich im Sommersemester 2023 mit dem Pehnthaus. Rund 20 Studierende sind dazu im März das erste Mal im Haus zu Gast. Man spürt Neugier – und ein wenig Ehrfurcht?
28_03_2023
und noch mehr Bücher
Die Bibliothek ist unterteilt nach Inhalt – Kunst und Design, Architektenmonografien, Typologien, Städtebau – und jeweils alphabetisch untergliedert. Der Wille, Wolfgang Pehnts Sortierung beizubehalten, stellt sich bei einem mehrwöchigen Prozess als Herausforderung heraus.
23_03_2023
Bücher zurückräumen
Nachdem für die Renovierung der WG-Zimmer der Wohn-Flur als temporäre Bibliothek umgenutzt wurde, wird nun schrittweise die „richtige“ Bibliothek im Obergeschoss und Wohnzimmer aufgebaut. Ein Bücherstapel nach dem anderen wandert durch das Haus. Aber wo kommt was hin?
13_02_2023
Erstbezug
Die ersten beiden Bewohnerinnen sind eingezogen. Beide sind Studentinnen der Mastervertiefung Denkmalpflege und Planen im Bestand und freuen sich, das Haus beleben und mit erforschen zu dürfen. Zunächst sind sie aber ganz normale Mieterinnen in einer vielleicht etwas außergewöhnlichen WG.
09_02_2023
Teppichreinigung
Im Haus liegt noch der bauzeitliche Teppich. Wir beschließen, diesen nicht zu erneuern, sondern eine professionelle Reinigung durchführen zu lassen. Die Teppiche trocknen innerhalb eines Tages – knapp aber exakt kalkuliert. Zum Einzug der ersten Bewohnerinnen sind sie trocken.
06_02_2023
Alle Bücher aus den Zimmern!
Die Helfer:innen schaffen an dem Wochenende alle Bücher in den Wohnflur. 12 Personen waren über drei Tage im Haus, teilweise bis in die Abendstunden. Nun sind das West- und Südzimmer frei und frisch gestrichen. Die Bücher im Flur verwandeln das Fenster zum Innenhof in eine Bücherwand.
03_02_2023
Große Wochenend-Aktion
Es findet sich eine Gruppe freiwilliger Helfer:innen, Studierende der Fakultät und Freunde, um bei anstehenden Renovierungsarbeiten zu helfen. Sie streichen die zukünftige Bibliothek, das Wohnzimmer und räumen Bücher. Denn drei Räume werden zukünftig an Studierende der Fakultät vermietet.
21_01_2023
Der erste Morgen im Pehnthaus
Das ‘Housewarming’ geht über in eine erste kleine Übernachtungsparty. Damit bleibt der Begriff des ‘Warmings’ keine Floskel. Mit Eisblumen am Fenster und frostigen Temperaturen signalisiert uns das Haus, dass es gewärmt werden will. Es werden erste Arbeiten im Haus begonnen.
20_01_2023
Housewarming
Im Laufe des Januars finden sich Studierende, Kolleg:innen, freiwillige Helfer:innen und einige Interessierte zusammen, um das Haus kennenzulernen. Sie beleben es gemeinsam bei einer kleinen, ersten Housewarming-Feier. Der Tag hat eine besondere Atmosphäre.
06_01_2023
Erste Funde
Zum Beginn des Jahres 2023 besuchen wir erneut das Haus, um den aktuellen Zustand zu dokumentieren. Es werden analoge Fotografien angefertigt, Räume gesichtet und die ersten Farbuntersuchungen gemacht. Eine spannende Erkenntnis ist, dass Teile des Hauses ursprünglich orangerot gestrichen waren.
30_11_2022
Erste Begehung
Es handelt sich um etwa 7.000 Bücher, wie Daniel Lohmann feststellt. Das sind 125,75 laufende Regalmeter, die sich verteilt den Zimmern des Hauses befinden. Die Besichtigung gilt aber nicht nur den Büchern, denn: Das Haus ist auch im Gespräch. Es soll zunächst temporär erforscht werden.
07_2022
Besuch bei Wolfgang Pehnt
Wolfgang Pehnt hinterlässt mit seinem Wegzug aus Köln eine umfangreiche Bibliothek mit Büchern über Architektur. Er bietet sie unserer Fakultät an. Daniel Lohmann besucht ihn dafür im Sommer 2022 in seinem Haus. Die beiden besprechen die Möglichkeiten dieser Übergabe.
das Pehnthaus – der Film
Sei dem Sommersemester 2023 begleitete Bernd Weishaupt, Filmemacher aus Aachen, das Projekt „Pehnthaus“ mit seinem aufmerksamen filmischen Blick. Er konnte nicht nur Aspekte des Lebens und Studierens im Haus dokumentieren, sondern auch beispielsweise Besuche des Architekten Wolfgang Meisenheimer im Haus, wie auch einige abendliche Veranstaltungen, so auch mit Wolfgang Pehnt selbst. Entstanden ist ein etwa 20minütiger Projektfilm, der nun über den Youtube-Kanal unserer Fakultät veröffentlicht werden konnte. Wir danken Bernd Weishaupt ganz herzlich für diesen Einblick in das vergangene Jahr.
1931-2023
Wir verabschieden uns von Wolfgang Pehnt.
Gerührt denken auch wir Bewohnerinnen an Wolfgang Pehnts letzten Besuch in seinem Haus zurück. Wir empfinden Dankbarkeit, diesen besonderen Menschen kennengelernt zu haben, sein geliebtes Haus zu beleben und seine überwältigende Bibliothek nutzen zu dürfen:
Als Bewohnerin seines Hauses bleibt mir ein Einblick in seinen Alltag erhalten. Tagtäglich sehe ich das Haus, das er so geliebt hat, teile die Blicke in die umgebenen Bäume, erlebe den Sonneneinfall der verschiedenen Tageszeiten und die Veränderungen im Wechsel der Jahreszeiten.
Schon als Pehnt mir nur als Autor bekannt war begleitete er mein Architekturstudium. Seine Sicht zur Architekturgeschichte dieses und des letzten Jahrhunderts wird mich in seinen Büchern weiter begleiten. Mit den persönlichen Berührungspunkten des letzten Jahres habe ich noch einmal mehr begriffen, dass alles Historische einmal Gegenwart war.
Architekturgeschichte ist für mich bei Pehnt immer auch eine Erzählung. Dabei erhält er Spielraum für Reflexion und eigene Interpretationen. Zwischen den Zeilen aber glaube ich seine Meinung herauszulesen, als Zeitzeuge bleibt er dabei für mich nicht ohne Selbstironie. Humorvoll, charmant und immer treffend formuliert steckt mich seine Leidenschaft zur Absurdität der Menschheitsgeschichte in der Architektur an. Ich bin dankbar, diese Leidenschaft mit meinen Mitbewohnerinnen und Kommilitoninnen, ja engen Freundinnen im Pehnthaus teilen zu können, und selbst die absurd-schöne Geschichte des Pehnthauses miteinander zu erleben.
Meine Gedanken sind bei den Kindern und Enkeln von Wolfgang Pehnt.
Clara Grothkopp
Am Sonntag, den 15. Oktober, als uns die Nachricht von Wolfgang Pehnts Tod noch nicht erreicht hatte, habe ich mich sehr glücklich gefühlt. Ich bin mit lauter Musik durch das Wohnzimmer im Pehnthaus gesprungen und habe mich dabei frei und sorglos gefühlt. Und vor allem sehr erfüllt. Und dann kam am nächsten Morgen die traurige Nachricht, dass Wolfgang Pehnt verstorben sei. Plötzlich fühlt man sich machtlos und muss annehmen, was passiert ist. Trotzdem mich dieser Verlust sehr bedrückt, zeigt es mir auch wie wertvoll das Leben ist. Und dass manche Dinge wie die Freude und die Trauer durchaus gleichzeitig nebeneinander und auch miteinander existieren können. Die Freude über eine unglaublich wunderbare, lehrreiche und beflügelnde Zeit, die Zeit des Studiums, das Kennenlernen von neuen Gesichtern und Geschichten dahinter, dem wundersamen, mich immer wieder verblüffenden Projekt namens „Pehnthaus“. Und dann die Trauer über den Tod eines Menschen, der dicht mit dieser beschriebenen Freude zusammenhängt.
Von Wissbegierde gepackt, haben wir Bewohnerinnen unsere gemeinsame Begeisterung über seine Worte, Texte und Bücher entdeckt und sind auch dadurch Freundinnen geworden. Ohne jeden Zweifel bin ich dankbar für diese Begegnungen: Für die Begegnungen mit Wolfgang Pehnt, für die Begegnungen mit den Menschen, mit denen tolle, kuriose und einzigartige Freundschaften entstanden sind. Die Euphorie über das Werk einer solch‘ inspirierenden Person wie Wolfgang Pehnt hat uns zu einem starken Team zusammengeschweißt. Mit großer Dankbarkeit und Faszination über die Leichtigkeit und Abenteuerlust denke ich an Familie Pehnt, die zusammen mit ihrem Vater und Großvater das „Pehnthaus“ als Studienhaus und Ort der Gemeinschaft möglich gemacht hat.
Olivia Oelsen
„unser aller haus“
EINE VERANSTALTUNG VON
ARCHITEKTURSTUDIERENDEN DER TH KÖLN
Wintersemester 23 | 24
Literatur, Film, Musik.
Was bedeutet Architektur für dich? Was beschäftigt und fasziniert dich an Architektur jenseits von Strichstärken und Texturen? Welche Medien transportieren Architektur noch?
Wir Bewohnerinnen des Pehnthauses laden ein in unser gemütliches Wohnzimmer, das zum Ort für Reflexion, Dialog und Inspiration wird. In der Veranstaltung „unser aller Haus“ wirst du Teil des Studienhauses für Architektur. Wir laden dich ein deine Gedanken zu teilen, selbst etwas beizutragen oder einfach dabei zu sein.
Mittwochs, 19 Uhr
Wolfgang-Pehnt-Studienhaus für Architektur
Danziger Straße 2a, Köln-Weiden
Über die schwarzen Pfeile kommst Du zu den Programmen der kommenden Veranstaltungen:
25.10.2023
„Bullerbü, der Raum der Wünsche und das Nirgend-Haus. Wie Kinder Architektur erleben.“
Kinder haben ein starkes Vorstellungsvermögen. In ihren Gedanken erwecken sie Gegenstände zum Leben, träumen sich in Geschichten hinein, bauen mit Spielzeug ihre eigenen kleinen Welten.
Auch in der Literatur werden Bilder in Gedanken erzeugt – über Worte und das eigene Vorstellungsvermögen. Aus Beschreibungen formen sich konkrete Räume, vertraute Orte und ganz Städte.
In „unser aller Haus“ möchten wir gemeinsam darüber sprechen, welches Bild von Architektur in Kinder- und Jugendliteratur geformt wird. Mit Gerit Godlewsky hinterfragen wir unsere Erinnerungen an die Orte unserer Kindheitsheld:innen und die Erinnerungen an die Orte unserer eigenen Geschichte. Anhand einer wissenschaftlichen Arbeit zu Architektur in Büchern der Autorin Astrid Lindgrens untersuchen wir mit Clara Grothkopp „schwarz auf weiß“, wie Architektur dort thematisiert wird.
Wir freuen uns auf eure Beiträge zur Collage, ob alt, oder jung, Cornelia Funke oder Erich Kästner. Was ist euer Lieblingsort aus den Geschichten eurer Kindheit, woran erinnert ihr euch besonders? Bringt gerne kleine Textpassagen mit, die ihr mit uns allen teilen möchtet. Lasst uns diese Orte im gemütlichen Wohnzimmer des Pehnthauses gemeinsam zum Leben erwecken!
Konzeption:
Gerit Godlewsky, WMA an der Fakultät für Architektur Köln
Clara Grothkopp, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
Moderation:
Olivia Oelsen, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
08.11.2023
Walter von Lom und David Kasparek zu „Einpassung und Eigensinn“
Es liegt ein nahezu druckfrisches Buch in unserem Wohnzimmer, über das wir sprechen müssen: Es beleuchtet vierzig Jahre Architekturschaffen des vielfach ausgezeichneten Kölner Architekten Walter von Lom, der insbesondere für seinen bemerkenswert sensiblen Umgang mit Bestand bekannt geworden ist. Wir sprechen darüber mit dem Architekten selbst und dem Autor, Herausgeber und Architekturjournalisten David Kasparek. In Anknüpfung an die Reihe der ‚Salongespräche mit Buch‘ des letzten Semesters, denen Walter von Lom und David Kasparek bereits als Gäste beiwohnten, freuen wir uns auf eine kleine Fortsetzung und die gemeinsame Besprechung dieses neuen, aufregenden Stücks Kölner Architekturliteratur.
Mit:
Walter von Lom, Architekt BDA, Köln
David Kasparek, Journalist und Autor, studiokasparek
Daniel Lohmann, Professor an der Fakultät für Architektur Köln
zu:
Buch: „Einpassung und Eigensinn. Bauten und Entwürfe 1972-2012“, Walter von Lom, Andreas Denk und David Kasparek 2023
15.11.2023
abgesagt!!!
„Petra Sophia Zimmermann über 111 besondere Orte im Umfeld des Kölner Domes.“
Wir leben in einer Stadt, in der es ständig etwas zu entdecken gibt. Für diejenigen, die es erst vor Kurzem hierhergezogen hat und für diejenigen, die bereits ihre Kindheit in Köln verbracht haben.
Es gibt eine Menge davon: Orte, die unscheinbar wirken und doch die kuriosesten Geschichten zu bieten haben. Vor allem im historisch so wichtigen Umfeld des Kölner Doms kann man auf solche Orte stoßen. Gemeinsam mit Petra Sophia Zimmermann, deren Buch „111 Orte rund um den Kölner Dom, die man gesehen haben muss“ kürzlich im Emons-Verlag erschienen ist, werden wir über Geschichten ins Gespräch kommen, die unser Bild über den Kölner Dom und die Stadt vervollständigen werden. Was hat es mit dem „Domgold“ auf sich, wessen Häuser stehen in der Rotkehlchen-Siedlung und wo verläuft die römische Hafenstraße? Wir freuen uns auf einen regen Austausch über vermeintlich Altbekanntes, Neues und vor allem Verblüffendes!
Mit:
Petra Sophia Zimmermann, Professorin an der Fakultät für Architektur Köln
Moderation:
Olivia Oelsen, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
29.11.2023
„Kann Architektur böse sein? Eine Betrachtung der dunklen Seite von Gestaltung.“
Die negativen Ausprägungen von Architektur und Design sind selten Thema des Diskurses. Es sei denn es ist von „schlechter“ Architektur ohne Ausdruck, Sinnhaftigkeit oder Haltung im Kontext von Baukultur und Qualitäten öffentlichen und privaten Raumes die Rede; oder „bösem“ Design von Werbung, Waffen und Folterinstrumenten.
Der kürzlich erschiene Film ‚INSIDE‘ war der Auslöser der Idee zur Betrachtung der Schattenseiten von Architektur und Gestaltung, im filmischen Kontext einer realen Architektenwohnung eines Kunstsammlers in New York City. Dies ist der einzige Handlungsort des Filmes und mehr als nur Kulisse einer Handlung eines alleinigen Protagonisten.
Viele von uns bewundern oder aber verachten die fantastischen Filmarchitekturen von Klassikern wie ‚Star Wars‘, ‚Batman‘ und ‚Blade Runner‘ oder jüngeren Meisterwerken wie ‚Inception‘ von Christopher Nolan. Wann aber ist einmal von anspruchsvoll gestalteten, menschenfeindlichen Architekturen die Rede, von „bösem Design“ oder „schöner morden“ im Kontext von Produktdesign?
Der Designtheoretiker Michael Erlhoff (Prof. em. der KISD) formuliert in seinem Werk ‚Im Schatten von Design: Zur dunklen Seit der Gestaltung‘ die Designkritik ziemlich radikal und nimmt deshalb verborgene Alltäglichkeiten, versteckte Grausamkeiten, verdunkelte Offensichtlichkeiten, verheimlichte Motive und andere verdrängte Verwicklungen von Gestaltung in den Blick.
Film und Literatur sollen uns an diesem Abend als Inspiration für Reflektion und Diskussion zur dunklen Seite von Gestaltung dienen.
Konzeption:
Fabian Storch, Professor an der Fakultät für Architektur Köln
zu:
Film: „Inside“, Vasilis Katsoupis 2023
Buch: „Im Schatten von Design: Zur dunklen Seite der Gestaltung“, Michael Erlhoff 2021
06.12.2023
„It’s Playtime! Die herrliche Welt des Jacques Tati?“
„Le centre de nos vieilles villes avec leurs cathédrales et leurs monastères doit être rasé et faire place à des groupes de gratte-ciel.“ („Der Kern unserer alten Städte mit ihren Domen und Münstern muß zerschlagen und durch Wolkenkratzer ersetzt werden.“) Wer mit Architektur zu tun hat, lernt auch die Visionen von Le Corbusier kennen. Das Streben nach technischem Fortschritt und rationaler Funktionalität spiegelt sich in seinen Städtebautheorien wider. Dass der „Plan Voisin“ mit 18 Hochhaustürmen in Paris eine Vision geblieben ist, wird heute in den Hörsälen der Architekturfakultäten selbstverständlich gelehrt und gemeinhin ebenso selbstverständlich akzeptiert.
Der französische Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Jacques Tati (1907-1982) greift in seinem Film „Playtime“ im Jahr 1967 das Thema der Stadt als funktionale Maschine auf und das daraus resultierende Stadtbild der nichtssagenden gläsernen Schachteln auf. Monsieur Hulot, von Jacques Tati selbst gespielt, offenbart dabei als Antiheld die Tücken des technischen Fortschritts, der Funktionstrennung, der Gleichheit.
Im Heimkino des Pehnthaus-Wohnzimmers werden wir uns gemeinsam mit Lynn Kunze anhand dieses Spielfilms amüsiert und ernsthaft zugleich diesen Eindrücken und Fragestellungen widmen. Wir freuen uns auf einen erneuten Abend voller interessanter, nachdenklicher und gerne auch humorvoller Gespräche.
Text: Clara Grothkopp
Konzeption:
Lynn Kunze, Lehrbeauftragte für Architekturtheorie an der TH Köln
Moderation:
Clara Grothkopp, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
13.12.2023
„Unser aller Film.“
Das Medium des Films ist seit jeher ein hervorragend geeignetes Werkzeug, um Architektur und Raum zu dokumentieren. Es vermag, die Vielschichtigkeit von Baukultur zu vermitteln und zu zelebrieren, mit all ihren Aspekten des Bauens, der Gestaltung, Nutzung, Bewegung und Sinneswahrnehmung im Raum, aber auch die Geschichten und Geschichtlichkeit von Architektur.
Das Leben und Werk des bedeutenden Baumeisters Rudolf Schwarz (1897-1961) war eines der zentralen Forschungsinteressen von Wolfgang Pehnt – Sein Verdienst ist eine Deutung und architekturhistorische Einordnung von dessen Oeuvre in beiden Phasen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Über Rudolf Schwarz kam der Aachener Filmemacher Bernd Weishaupt vor Jahren schon mit Wolfgang Pehnt in Kontakt, da die beiden eine Faszination für Schwarz’ Architektur verband. Entstanden ist unter anderem ein dokumentarischer Kurzfilm zu Schwarz bedeutendem ersten Kirchenbau St. Fronleichnam in Aachen (1929-30). Dieser Kurzfilm „Das Schweigen“ von 2021 wird uns ins Gespräch bringen über die Bedeutung von Zeitzeugen im Film, um Architekturgeschichte näher zu bringen.
Nun begleitet Bernd Weishaupt seit dem Sommersemester 2023 das Projekt „Pehnthaus“ ebenfalls mit seinem aufmerksamen filmischen Blick. Er konnte nicht nur Aspekte des Lebens und Studierens im Haus dokumentieren, sondern auch beispielsweise Besuche des Architekten Wolfgang Meisenheimer im Haus, wie auch einige abendliche Veranstaltungen, so auch mit Wolfgang Pehnt selbst. Entstanden ist ein etwa 20minütiger Projektfilm, der am Abend uraufgeführt wird. Über diesen wollen wir dann das Gespräch fortsetzen über Filme, Projekte, Menschen und Wege der Vermittlung von Architektur.
Text: Daniel Lohmann
Mit:
Bernd Weishaupt, Weishaupt-Film Aachen
Daniel Lohmann, Professor an der Fakultät für Architektur Köln
Zu:
Film: „Das Schweigen“, 2021 (20 min)
Film: „Pehnthaus“, 2023, gefördert durch Baukultur NRW und die TH Köln (22 min)
20.12.2023
„Wem gehört die Stadt?“
Was bedeutet Teilhabe für dich? Wie nimmst du vermeintlich alltägliche Orte und Situationen im städtischen Kontext wahr? Welche Erwartungen hast du, wenn du auf einen Platz trittst, wenn du nach Hause kommt oder an der Bahnhaltestelle auf deine nächste Verbindung wartest? Wann hast du das letzte Mal die Straßen deiner Stadt erobert? Gemeinsam mit der „Installatografin“ Christiane Rath werden wir uns dem Thema des öffentlichen Raumes widmen. Ihre temporäre Kunstinstallation mit dem Namen „urban – urbar“ gestaltet und modifiziert den öffentlichen Raum und schafft dabei neues Bewusstsein für unscheinbare Orte. Es geht um die temporäre Urbarmachung des öffentlichen Raumes durch Installationen scheinbar privater Wohnsituationen. Begleitet durch einen Bericht über „urban – urbar“ laden wir dich ein, in den Dialog über zentrale Themen zu treten: Wen und was braucht es zur Entwicklung von Städten? Wie wollen wir sie gemeinsam gestalten?
Konzeption:
Christiane Rath, Künstlerin
Moderation:
Olivia Oelsen, Studentin an der Fakultät für Architektur
10.01.2024
„Projektionsräume in der Architektur.“
Elektrisches summen, warme Luft, ein leises Klicken.
Fotografien gelten seit dem Existieren der Kamera als Projektionsräume der Architektur. Sie bieten die Möglichkeit Momente, Orte und sogar Gebäude, egal wie weit entfernt, festzuhalten und mit anderen zu teilen.
Wolfgang Pehnt hinterließ im Pehnthaus nicht nur geschriebene Werke von Gebäuden, sondern auch eine ausführliche bildliche Dokumentation, die seinerzeit per Diaprojektor sein gesprochenes Wort bei Vorträgen untermalen sollte.
Am kommenden Mittwoch den 10.1. werden Philipp Goldbach, bildender Künstler, und Felix Beuter, Architekturstudent und Fotograf, einen Einblick in die eindrucksvolle Sammlung bieten.
Goldbach studierte Kunstgeschichte und Medienkunst in Köln und wurde unter anderem durch seine konzeptuell geprägten Arbeiten mit Diasammlungen verschiedener Institutionen bekannt. Die aus knapp 120.000 Dias bestehende Arbeit „Lossless Compression“ zum Beispiel ist seit dem Jahr 2021 Teil der fotografischen Sammlung des Folkwang Museums in Essen.
Herzliche Einladung zum Diaabend „Projektsionsräume der Architektur“!
Dia, das
Fotografie: übliche Kurzbezeichnung für Diapositiv, ein transparentes Bild, das zum Betrachten auf eine weiße Fläche (Wand, Leinwand) projiziert wird.
Text: Felix Beuter
Konzeption:
Felix Beuter, Student an der Fakultät für Architektur Köln und Fotograf
Philipp Goldbach, Bildender Künstler Köln
Moderation:
Daniel Lohmann, Professor an der Fakultät für Architektur Köln
24.01.2024
„Vom Wagenhaus zum Wohnhaus. Umbau durch Selbsthilfe.“
Die Wagenhäuser in Bilderstöckchen sind ein Relikt aus der Preußenzeit, die heute unauffällig in das Wohngebiet eingebettet sind. Aufgrund der großen Wohnungsnot nach dem Krieg entstand die gemeinschaftliche Initiative zu Beginn der 20er Jahre, die Wagenhäuser als Wohngebäude umzubauen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil der Wagenhäuser zerstört. Trotz der teilweise erheblichen Beschädigungen entschied man sich zum Wiederaufbau und einem weiteren Umbau. Gegenwärtig weisen die Wagenhäuser nicht mehr das einheitliche Erscheinungsbild des Umbaus vor, sondern wurden nach den Vorstellungen der Eigentümer über die Jahre individuell umgebaut und gestaltet. Die unterschiedlichen Vorlieben lassen sich vor allem in der Fassade und in den Vorgärten ablesen. Lediglich die besondere Dachform durch das flache asymmetrische traufständige Satteldach erinnern noch an die damalige Nutzung als Wagenhallen. Wie sich am Beispiel der Wagenhäuser gezeigt hat, kann durch Eigeninitiative potenzieller Wohnraum nutzbar gemacht werden, wenn offizielle Gelder nicht zur Verfügung stehen.
Konzeption:
Frédéric Schnee, WMA an der Fakultät für Architektur Köln
Gerit Godlewsky, WMA an der Fakultät für Architektur Köln
Moderation:
Olivia Oelsen, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
31.01.2024
„Medien der Form. Architektur und Musik im Dialog“
Architektur gestaltet die Materialität im Raum. Musik gestaltet Klang in der Zeit. Beide entwickeln in ihren unterschiedlichen Medien – einerseits stoffliche Materialität wie Stein, Beton, Holz, andererseits in der vergänglichen Zeit organisierte Schallwellen – eine eigene Formbildung.
Der Abend bietet die Möglichkeit, gemeinsam über Parallelen, Analogien und Ähnlichkeiten von Architektur und Musik nachzudenken. Neben einleitenden Überlegungen zur Systematisierung des Verhältnisses beider Künste wird als Anschauungsmaterial der Philips Pavilion der Expo ‘58 in den Mittelpunkt gestellt. Das Bauwerk, welches unter der Leitung von Le Corbusier entstanden ist, stellt ein herausragendes Beispiel für die enge Verzahnung von Musik und architektonischer Gestaltung dar. Der primär vom Komponisten und Architekten Iannis Xenakis geplante Pavillon diente nicht nur zur Darbietung von Musik während der Weltausstellung. Vielmehr wurde seine Form anhand von Xenakis’ Komposition Metastaseis (1953-54)
entworfen und thematisiert damit explizit die Frage nach musikalischer und architektonischer Verfahren der Formgebung.
Konzeption:
Philipp Geuenich, Architekt und DJ, Köln
Valentin Ris, Doktorand Abteilung für Musikwissenschaft, Uni Bonn
Moderation:
Clara Grothkopp, Studentin an der Fakultät für Architektur Köln
„SALONGESPRÄCHE MIT BUCH“
EINE VERANSTALTUNG DER TH KÖLN, ALANUS HOCHSCHULE UND BAUKULTUR NRW
Sommersemester 23
Im Salon eines Hauses voller Bücher sprechen Autoren und Verleger über ihre Werke und über Architektur. 2023 ist die TH Köln zu Gast im inspirierenden Wohnhaus Wolfgang Pehnts, in dem selbst bedeutende Architekturbücher geschrieben wurden. Wir eröffnen gemeinsam mit der Alanus Hochschule und Baukultur NRW das gesellige Gespräch mit einer illustren Reihe von Gästen.
Donnerstags, 19 Uhr
Wolfgang-Pehnt-Studienhaus für Architektur
Danziger Straße 2a, Köln-Weiden
Aufgrund beschränkter Plätze ist die Teilnahme nur mit Anmeldung möglich.
Mehr über das Pehnthaus:
Bernd Weishaupt: „Das Pehnthaus. Der Film.“, Weishauptfilm, Aachen, 2023.
David Kasparek: „Einmal so schreiben können. Wolfgang Pehnt (1931-2023)“, in: Die Architekt, 06/2023
David Kasparek: „Untypischer Prototyp. Das Kölner Pehnt-Haus“, in: Die Architekt, 04/2023
Texte und Fotos: Felix Beuter, Clara Grothkopp, Daniel Lohmann, Olivia Oelsen