New Tools, Vol. 1 – Architectural Discourses on the Anthropocene
Wie lässt sich Architektur im Zeitalter des Anthropozän neu denken? Welche Instrumente braucht es, um auf die Herausforderungen der Klimakrise, sozialer Ungleichheit und globaler Urbanisierung angemessen zu reagieren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Publikation „New Tools, Vol. 1 – Architectural Discourses on the Anthropocene“, die im Juni 2025 im Anschluss an die gleichnamige Vortragsreihe architectural tuesday an der Fakultät für Architektur der TH Köln erschienen ist. Die Reihe entstand in Zusammenarbeit mit der RPTU Kaiserslautern und wurde kuratiert von Adria Daraban und Frédéric Schnee, organisiert von Sabine Schmidt.

Ziel der Publikation ist es, einen Beitrag zur dringend notwendigen Neuverhandlung architektonischer Handlungsspielräume im Angesicht des planetaren Wandels zu leisten. Architektur, so die Grundannahme, kann nicht länger losgelöst von ökologischen, sozialen und ökonomischen Systemzusammenhängen gedacht werden. Gefordert ist ein neues, erweitertes Verständnis von Raumproduktion, das nachhaltige, inklusive und gerechte Zugänge schafft – nicht nur in der Theorie, sondern auch in der konkreten Planungspraxis.
Der erste Band von New Tools versammelt vier Beiträge aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven: Marc Angélil und Cary Siress analysieren die semantische und politische Aufladung des Begriffs Anthropozän sowie seine Varianten (Technocene, Capitalocene, Urbicene u. a.) und fragen, wie diese Konzepte unser Verständnis von Stadt und Architektur verschieben. Elke Krasny setzt sich mit Standards of Care auseinander und betont die Notwendigkeit fürsorglicher Praktiken im Kontext architektonischer Verantwortung. Das Kollektiv Space Caviar entwickelt in einem manifestartigen Text das Konzept einer non-extractivist architecture, die bestehende ökonomische Strukturen radikal hinterfragt. Freek Persyn, Charlotte Schaeben und Lukas Fink beschreiben mit dem Format des Curated Dinner eine experimentelle Form dialogischer Planung, die neue Allianzen zwischen Stadtgesellschaft, Politik und Planung ermöglicht.
Transdisziplinäre Ansätze
Der Begriff New Tools wird dabei bewusst mehrdeutig verwendet: Gemeint sind sowohl konzeptuelle als auch gestalterische und soziale Werkzeuge, die Architektur befähigen, ihrer Verantwortung im 21. Jahrhundert gerecht zu werden. Die Beiträge zeigen exemplarisch, wie transdisziplinäres Denken und kollektive Praxis neue Möglichkeitsräume eröffnen – und wie ein zukunftsgerichteter Architekturdiskurs jenseits rein technokratischer Lösungsansätze aussehen kann.
Mit der Veröffentlichung von Vol. 1 beginnt eine Serie, die in den kommenden Jahren fortgesetzt wird und die Suche nach zeitgemäßen Werkzeugen und Narrativen für Architektur im Anthropozän vertiefen möchte.
Die Publikation ist im Juni 2025 bei Ruby Press erschienen, gestaltet von Something Fantastic aus Berlin und unterstützt von Baukultur Nordrhein-Westfalen e. V.. Sie umfasst 112 Seiten im handlichen Format (105 × 178 mm) und ist als fadengebundenes Softcover auf Englisch erschienen (ISBN: 978-3-944074-55-9).
Erhältlich ist die Publikation bei Frédéric Schnee im Raum R110.