Masterthesis Kultursoziologische Neuordnung des Omomas Care Centers und der St. Patrick Primary School in Namibia
Elisa Kania und Marie Kyra Schäfer behandeln in ihrer Mastethesis ,Vertiefung | Strategien des Entwerfens und Konstruierens, die kultursoziologische Neuordnung des Omomas Care Centers und der St. Patrick Primary School in Namibia.
Ein Entwurf unter theoretische Betrachtung der kolonialen Eingriffe in die (Bau-)Kultur des Landes.
Das Omomas Care Center ist ein Heim für Waisen- und Straßenkinder in Namibia, an das sich die St. Patrick Primary School angliedert. Fast alle Kinder sind Voll- oder Halbwaisen, Opfer von Gewalt undvon akuter Kinderarmut betroffen. Aufgrund des kontinuierlich wachsenden Bedarfs an Hilfsangeboten hat das Care Center seine Kapazitätsgrenzen erreicht.
Um eine sachgerechte Entwicklung des Care Centers zu ermöglichen, haben wir einen übergeordneten Masterplan mit zugehörigen Typologien erarbeitet. Herausforderungen ergaben sich dabei nicht nur aus den Problemen, die jeder kultur-exogenen Betrachtungsweise immanent sind, sondern insbesondere auch aus der ausbeuterischen Kolonialherrschaft des Deutschen Reiches. Seit dem Ende der Kolonialherrschaft des Deutschen Reiches befindet sich die namibische Bevölkerung, der über Jahrzehnte die fremde deutsche Ideologie, Kultur, Lebens- und Bauweise aufoktroyiert wurde, auf der Suche nach der eigenen Identität und Kultur. Es kann deshalb nicht verwundern, dass die europäische Kultur ubiquitär die Baukultur und Stadtstrukturen Namibias unverändert prägt.
Diese Beobachtungen bildeten den Aufhänger für unseren architekturtheoretischen Teil der Arbeit, in dem wir die namibische Baukultur in der präkolonialen, kolonialen und postkolonialen Zeit beleuchteten.
Wir erkannten, wie wichtig es ist, als deutsche StaatsbürgerInnen gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, da uns weniger eine wohltätige Verantwortung als vielmehr eine Verantwortung der Reparatur trifft.
Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse war das wesentliche Ziel unseres Entwurfs, das gesellschaftliche Zusammenleben kulturgerecht architektonisch zu vervollständigen. Als Strukturfolie diente dabei das traditionelle namibische Dorf, der „Kraal“. Die Nachverdichtung des Geländes generiert ein gebautes Ensemble und wird damit zum Sinnbild der menschlichen Gemeinschaft vor Ort. Trotz der gestalterischen Eigenständigkeit der neuen Architektursprache, entsteht ein hierarchieloses Miteinander mit dem Bestand.
An den Städtebau anknüpfend, entwickelten wir eine postkoloniale Typologie, die sowohl die modernen als auch die tradierten und autochthonen Bauweisen Namibias vereint. Trotz der repetitiven Typologien entsteht in Verbindung mit dem Bestand in unterschiedlicher Konfiguration Individualität auf dem Gelände.
In Namibia wird dem verschatteten Außenraum die gleiche Bedeutung zuteil wie dem umfassten Innenraum. Er ist Ort zum Versammeln, zum Spielen, aber auch zum Arbeiten und Hauswirtschaften.
Ebenso wie die Zirkulation der Menschen, die sich dem Tageablauf entsprechend über das gesamte Gelände erstreckt, fließen auch die Raumfolgen über Innen- und Außenräume hinweg, wodurch dem Haus die Rolle eines Zimmers gleichkommt.
Daraus ableitend ordnen sich die Schattendächer der jeweils angrenzenden Nutzung zu und generieren eine Adressbildung und intuitive Orientierung auf dem Gelände. Maßgeblich beigetragen zum Gelingen des Projekts hat unser mehrmonatiger Aufenthalt in dem Omomas Care Center.
In großem Dank sind wir deshalb dem DAAD verbunden, der unseren Aufenthalt mit einem großzügigen „HAW.International“-Stipendium finanziell unterstützte.
Entwurfsverfasserinnen:
Elisa Kania
Marie Kyra Schäfer
BetreuerInnen:
Prof. Nikolaus Bienefeld
Prof. Carola Wiese