Publikation: Die Bartholomäuskapelle in Paderborn

Geometrie, Konstruktion und Entwurf der Gewölbe und des Innenraums

Wissenschaftlicher Mitarbeiter Jost Broser hat seine Bauforschung zur Geometrie und Konstruktion der frühromanischen Bartholomäuskapelle in Paderborn in einer Publikation zusammengefasst. Über ein verformungsgerechtes Bauaufmaß mit dem 3D-Laserscanner ermittelte er die ursprüngliche Geometrie des Baus, und leitete eine mögliche Entwurfsfigur der romanischen Baumeister ab. Es entstand ein wertvoller Beitrag zur Ideengeschichte der Romanik. Der Beitrag ist erschienen als Band 6 der TH-Schriftenreihe „Kölner Beiträge zur Baugeschichte und Denkmalpflege“.

Die Bartholomäuskapelle in Paderborn ist ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Bauwerk. Die Ausbildung der Gewölbe des Innenraums verleiht ihr sogar ein Alleinstellungsmerkmal in der Architektur nördlich der Alpen. Die Kapelle wird auch als die älteste Hallenkirche Deutschlands bezeichnet. Für die Bauzeit wird das frühere 11. Jahrhundert angenommen. Der äußere Eindruck wird zwar geprägt von Restaurierungsphasen des 19. und 20. Jahrhunderts, entspricht aber zu großen Teilen wohl dem originalen Erscheinungsbild.

Völlig anders präsentiert sich das Innere. Der dreischiffig angelegte Raum wird überwölbt von zwölf Hängekuppeln, der halbkreisförmige Annexbau der Apsis im Osten besitzt eine Kugelkalotte. Während Hängekuppeln in der Architektur nördlich der Alpen als Seltenheit zu bezeichnen sind, sind sie im Einflussbereich des Byzantinischen Reiches weit verbreitet. Tatsächlich existiert eine ins 11. Jahrhundert datierte Schriftquelle, die in Bezug auf die Erbauer der Kapelle von „operarios graecos“ spricht, denn Begriff „Byzanz“ taucht erst einige Zeit später in der Historie auf. Eine weitere Besonderheit ist die Akustik des Innenraums mit langen Nachhallzeiten, die sonst nur in wesentlich größeren Anlagen erreicht werden. Diese besondere Akustik erweckt auch heute noch immer wieder das Interesse von Musikern und gab den Anlass für das 3D-Laserscanning der Kapelle (TH Köln, Fakultät für Architektur, Institut für Energieeffiziente Architektur und Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege). Untersucht werden sollte der Einfluss der Raumgeometrie auf die akustische Besonderheit. Lassen sich auch Rückschlüsse daraus ziehen, ob dies von den Erbauern bereits so beabsichtigt war? Ausgehend vom heutigen Bestand werden die besonders im Gewölbebereich teilweise erheblichen Deformationen analysiert. Unter deren Berücksichtigung lassen sich Rückschlüsse auf die ursprüngliche Bauplanung und auf die Bauausführung ziehen, was ohne das 3D-Laserscanning kaum möglich wäre.

Die Reihe „Kölner Beiträge zur Baugeschichte und Denkmalpflege“ ist eine wissenschaftliche Schriftenreihe des Schwerpunktes Denkmalpflege an der Fakultät für Architektur der TH Köln. Sie dokumentiert die wissenschaftliche Praxis in den Arbeitsfeldern der Denkmalpflege, Baugeschichte und Kunstwissenschaften.

Die Verantwortung der Beiträge liegt bei den Autorinnen und Autoren. 

Herausgeber: 

Prof. Dr. Norbert Schöndeling
Prof. Dr. Daniel Lohmann 
Prof. Dr. Petra Sophia Zimmermann

Dieser Band wird als elektronisches Dokument über Cologne Open Science publiziert, den Hochschulserver der Technischen Hochschule Köln. Abruf unter: bibl.th-koeln.de