„Der neue Mödder“ in Bensberg
Ergebnisse eines studentischen Wettbewerbs
Im Juni 2020 beschäftigten sich 23 Studierende mit der Revitalisierung des historischen Gasthauses „Mödder“ in Bensberg. Das kleine Gebäude steht an prominenter Stelle an einer wichtigen Kreuzung der Kölner Straße, und lässt sich hier am sogenannten Heidplätzchen auf historischen Karten mindestens bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Seine heutige Form erhielt es größtenteils in den 1930er Jahren. Bis vor kurzem war es als traditionelle Kneipe genutzt, und wechselte kürzlich den Besitzer. Mit dem Mödder ist ein besonderes Kleinod der Bensberger Heimatgeschichte überliefert, das die neuen Besitzer erhalten und in die Gegenwart überführen möchten. Auf Anregung des ehemaligen Professors für Architekturgeschichte und Entwerfen der TH Köln, Prof. Dr. Michael Werling, lobten die neuen Eigentümer Katja und Felix Waniek und die Leonis Grundbesitz GmbH als Preisgeberin einen Wettbewerb unter Architekturstudierenden der TH Köln aus.
Die Aufgabe bestand aus zwei Teilen: Erstens sollte das historische Hauptgebäude im Bestand respektvoll für eine zeitgemäße Gaststätten-Nutzung mit einigen Gästezimmern optimiert werden. Auf der Seite des existierenden Saal-Anbaus gab es daneben großen gestalterischen Spielraum. Diesen galt es grundsätzlich zu überdenken, und Ideen für dessen Ersatz oder Modernisierung zu entwickeln. Für die besten Arbeiten stellten die Initiatoren Preisgelder von 1000 Euro, 500 Euro und 300 Euro in Aussicht.
Nach zweiwöchiger Bearbeitungszeit lagen 23 sehr unterschiedliche Entwürfe vor, die eine erfreulich große Bandbreite von teils überraschenden kreativen Lösungen darstellten. Die Jury, bestehend aus den Auslobern Katja und Felix Waniek, Prof. Dr. Michael Werling und Prof. Dr. Daniel Lohmann (TH Köln, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege), wählten in einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren drei Preisträger aus, und vergaben spontan ein Sonderpreis mit weiteren 200 Euro Preisgeld.
Mit dem ersten Preis wurde die Arbeit der Master-Studentin Natascha Bauer ausgezeichnet, die die überzeugendste baukünstlerische Lösung für den Saalanbau fand, der mit zeitgenössischen Mitteln auf die Eigenschaften des ‚Mödder‘ antwortet und einen harmonischen Dialog von alt und neu herstellt. Der Entwurf von Anna Damm erhielt den zweiten Preis, da er mit großer Klarheit in Grundriss und Ansicht das Gebäude respektvoll erweitert und auf die Kleinteiligkeit der Umgebung reagiert. Der dritte Preis wurde für die Arbeit der Studentin Jessica Smidt vergeben, die ihren überzeugend geradlinigen Entwurf sehr geschickt illustriert hatte. In mehrerlei Hinsicht aus dem Rahmen fiel die außergewöhnlich visualisierte Arbeit des Studenten Maxime Kaspers, der für sein mutiges, minimalistisches Glashaus neben dem Mödder einen ad hoc initiierten Sonderpreis der Jury erhielt.
Bemerkenswert war der Einsatz der Studierenden, die ungewohnter Weise unter den besonderen Umständen der Corona-Pandemie die Aufgabe ausschließlich digital bearbeiteten und präsentierten. Auch die Jury tagte im „virtuellen Raum“, und verkündete das Ergebnis eben dort.
Die Auslober dankten den Studierenden herzlich für die kreativen Anregungen und Impulse, die eine solide Basis darstellen für die anstehende Modernisierung des Gebäudes. Die TH Köln und das Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege bedankt sich, auch im Namen der Studierenden, bei Familie Waniek für die inspirierende Aufgabenstellung und die großzügige Würdigung der kreativen Ideen unserer Studierenden.
DL, August 2020